Emanuel Taffertshofer: Ehemaliger Löwe und Kauczinski-Kenner. © Imago
München – Erst 13 Jahre 1860, später Relegationskrimis mit Markus Kauczinski bei Wehen Wiesbaden. Emanuel Taffertshofer (30) freut sich, dass sein Herzensverein jetzt von seinem früheren Erfolgstrainer trainiert wird. Von Zypern aus verfolgt er die Löwen intensiv und würde sich nicht wundern, wenn 1860 mit Kauczinski noch mal oben anklopft.
Hallo Herr Taffertshofer, wie lässt es sich aushalten an der zyprischen Westküste? Wetter.com meldet ungetrübten Sonnenschein bei bis zu 27 Grad…
Ja, es könnte schlechter sein (lacht). Wir fühlen uns sehr wohl hier – und sportlich läuft’s auch. Sieben Punkte aus den ersten sechs Spielen, jede Minute auf dem Platz gestanden – ich bin zufrieden und glücklich.
Sie haben Wiesbaden im Sommer verlassen. Wie kamen Sie auf Zypern und den dortigen Erstliga-Aufsteiger Akritas Clorakas?
Ich war gute zehn Jahre in Deutschland unterwegs, zweite und dritte Liga. Ich wollte immer mal den Schritt ins Ausland wagen, bin auch noch in einem guten Fußballalter. Dass es am Ende Zypern wurde, kam relativ kurzfristig. Mein Berater hat da gute Arbeit geleistet. Der Verein will die Liga halten, ist zum zweiten Mal aufgestiegen – das hat für mich sehr reizvoll geklungen.
In Wiesbaden war Markus Kauczinski bis April 2024 Trainer. Was haben Sie gedacht, als er als neuer 1860-Coach vorgestellt wurde?
Ich hab mich sehr gefreut, als ich es gelesen habe. Kauczi ist ein richtig guter Trainer, wir hatten zusammen eine erfolgreiche Zeit. Eine sehr gute Wahl aus Löwen-Sicht!
Wie kamen Sie in Wiesbaden mit Kauczinski zurecht?
Sehr gut! Ich glaube, das ist auch eine seiner Stärken, dass er weiß, wie er mit den Spielern umgehen muss. Er geht auf jeden Charakter ein, findet immer die richtigen Worte. Ich persönlich bin super mit ihm ausgekommen, und ich glaube, die anderen Spieler auch. Wir hatten ein gutes Klima!
Er selbst sagt über sich: „Ich kann kumpelig, ich kann aber auch autoritär…“
Kann ich mir gut vorstellen, wie er das gesagt hat (schmunzelt). Ich glaube, das trifft’s auch ganz gut. Er weiß genau, wann Lockerheit gefragt ist, kann aber auch mal rauer werden im Ton. Bei uns in Wiesbaden hat das super funktioniert.
Für 1860 haben Sie vor ziemlich genau zehn Jahren zwei Zweitligaspiele bestritten, das erste gegen den KSC – mit welchem Trainer?
Ach nee! (lacht)
Doch! Markus Kauczinski, der das Spiel natürlich gewonnen hat – wie alle Duelle mit Karlsruhe gegen die Löwen.
Verrückt! Und ja, wir haben leider verloren – 0:1. An das Spiel kann ich mich erinnern: Allianz Arena, Top-Rasen. Die Niederlage tat weh, aber ich war trotzdem stolz, dass Benno Möhlmann mir das Vertrauen geschenkt hatte.
Wie intensiv verfolgen Sie noch die Löwen?
Schon regelmäßig, ich war schließlich 13 Jahre da, die komplette Jugend – bis zu den beiden Spielen im Herrenbereich. Natürlich bleibt da eine Verbindung. Man schaut immer mit einem Auge, was die Löwen machen – und wenn’s gegen sie ging, war man natürlich besonders motiviert.
Trauen Sie Kauczinski zu, auch mit 1860 noch mal oben reinzurutschen? Zum Relegationsplatz fehlen schon sieben Punkte…
In der 3. Liga kann alles passieren. Sieben Punkte sind viel, aber ich würde die Löwen auf keinen Fall abschreiben. Die Mannschaftsführung von Kauczi ist top, dazu hat er bei 1860 einen super Kader – ich denke, da ist noch einiges möglich.
Und Sie planen einen längeren Aufenthalt in Zypern?
Mein Vertrag läuft erst mal ein Jahr, aber ich kann mir gut vorstellen länger zu bleiben. Meine Kinder fühlen sich auch wohl, die Vierjährige geht hier in den Kindergarten, lernt jetzt fleißig Englisch. Wenn wir die Liga halten, bleibe ich gerne länger.
Ihr Wohnort Paphos ist ja neuerdings sogar in der Champions League vertreten. Waren Sie im Stadion, als die Bayern kürzlich da waren?
Ja, über einen Mitspieler habe ich ein Ticket bekommen. Für mich war’s spannend zu sehen, wie sich unser Meister gegen die Bayern schlägt. Leider war die Luft für Paphos recht dünn. In der Liga sind sie ein Rivale von uns, aber sie sind blau wie die Löwen – und für Bayern zu sein, geht natürlich gar nicht.
Einmal Löwe, immer Löwe?
Der Spruch stimmt auf jeden Fall. Irgendwann mal wieder für 1860 zu spielen oder dort zu arbeiten – diesen Gedanken hat man natürlich immer im Hinterkopf. Ob es sich ergibt, wird man sehen.
INTERVIEW: ULI KELLNER