BASKETBALL

Wenn selbst Hummels nicht trifft

von Redaktion

München – Am Ende hatte das seltsame Spiel sogar Mats Hummels erfasst. Der Ex-Kicker hatte sich zu einer Wette hinreißen lassen. Der Weltmeister von Rio wagte drei Freiwürfe. Traf er mindestens einen, würde der FC Bayern einem jungen Fan ein Trikot spendieren, traf er nicht, dann musste er selbst in die Tasche greifen. Doch: Dreimal tropfte der Ball vom Ring zurück. Hummels zahlte und ging mit gespielter Verzweiflung zu seinem Platz zurück: „Das war katastrophal.“

Und das passte irgendwie zu einem zerfahrenen Spiel, in dem auch den Spezialisten in Richtung Korb nicht viel gelingen wollte. Am Ende stand ein 64:53 – eine so punktarme Partie hatte der SAP Garden an mittlerweile 30 Basketball-Abenden noch nicht gesehen. Und während Mailands Coach Ettore Messina schwer angefressen in die Münchner Nacht entschwand, reichte es bei Widerpart Gordon Herbert immerhin zu einem kleinen Lächeln. „Wir haben gezeigt, dass wir auch Mittel haben, ein Spiel zu gewinnen, wenn unsere Offensive nicht funktioniert.“

Klar, der zweite Saisonsieg im vierten Euroleague-Duell sorgte für Erleichterung. Man hatte nach dem fürchterlichen 70:98-Debakel gegen Kaunas und der Verletzung von Regisseur Stefan Jovic doch leise befürchtet, dass da eine schwer zu stoppende Blutung entstanden sein könnte. Doch dem war nicht so, was auch Niels Giffey erfreut zur Kenntnis nahm: „Wichtig war, eine Reaktion zu zeigen.“

Allerdings zeigte auch diese Partie, dass die Bayern auf dem Weg zur nötigen Stabilität noch einen weiten Weg zu gehen haben. „Du merkst schon noch sehr, dass wir im Endeffekt keine Vorbereitung hatten.“ Acht EM-Fahrer kamen erst wenige Tage vor dem Start ins Team. Zeit zum Training hat man aufgrund des dichten Spielplanes nicht. Giffey selbst gehört zu den wenigen Ausnahmen. Er gehörte zu den wenigen, die tatsächlich eine Saisonvorbereitung absolvierten. Und: „Ich fühle mich gut, so gut wie lange nicht mehr.“ Den Entschluss, aus der Nationalmannschaft zurückzutreten, hat er nicht bereut. „Meine Frau wird das dreifach unterschreiben“, sagt er selbst.

Die Bayern-Mannschaft allerdings muss sich in den Spielen finden. Am Mittwochnachmittag entschwebte man schon wieder nach Istanbul, wo am Donnerstag (19.45 Uhr) das Gastspiel bei Fenerbahce wartet. Dem Euroleague-Titelverteidiger geht es in seiner Entwicklung nicht besser. Gestern setzte es eine 69:93-Heimklatsche gegen Dubai. Die Gordon Herbert nicht gerne sah (“Nicht gut für uns“).

Aber die Dinge könnten bald schon wieder leichter werden. Herbert darf leise darauf hoffen, dass Regisseur Jovic sich Ende der Woche zumindest im Individualtraining versucht. Kommende Woche will der Deutsche Meister darüber befinden, ob Center-Gast Tibor Pleiß unter Vertrag genommen wird, auch die beginnenden Kaderkürzungen in der NBA behalten die Bayern mit Blick auf mögliche Verstärkungen im Blick.

Der richtige Schachzug ist nicht einfach in der derzeitigen Findungsphase. Findet auch Giffey: „Im Moment können sich die Umstände jeden Tag ändern“. PATRICK REICHELT

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