ZUM TAGE

Wie viel Show verträgt der Sport?

von Redaktion

Social Media im Fokus

Liebe Leser, nicht erschrecken, aber: Moderiert Oliver Pocher bald die Vorberichterstattung der Handball-Bundesliga, übertragen werden die Spiele von 18-jährigen Live-Streamern aus ihrem Kinderzimmer und in der Halbzeit-Pause gibt es Torten-Zielwerfen auf die Spieler? Zugegeben, so weit wird Stefan Kretzschmar nicht gedacht haben, als er jüngst forderte: Wir müssen den Handball verändern. Weiterentwickeln, damit der Sport in 20 Jahren noch eine Rolle spielt. „Wir haben in unserem Sport, soweit ich weiß, keinen einzigen Streamer bei Twitch. Wir müssen ebenfalls mehr Lifestyle in unseren Sport bringen“, sagt Kretzsche.

Lifestyle, Streamer, Twitch – Hallo? Was passiert mit unserem Sport? Werden die Leistungen der Athleten bald nur noch zur Nebensache und das Entertainment rauscht in den Vordergrund? Wie sehr müssen traditionelle Sportarten der TikTok-Generation entgegenkommen, ohne sich dabei komplett der Social-Media-Welt zu unterwerfen?

Auch der Biathlon-Weltverband sucht die richtige Mischung und geht neue Wege. Am Wochenende feiert das Loop-One-Festival im Münchner Olympiapark Premiere. Wintersport im Herbst in der Stadt, Live-Auftritte von Musikern, kurze, knackige Wettbewerbe. „Das ist eine Investition in die Zukunft“, sagte IBU-Sportdirektor Daniel Böhm: „Der Sport kommt zu den Menschen und nicht sie in den Wald.“

Und eben auch zu jenen Menschen, die eine Aufmerksamkeitsspanne von acht Sekunden haben. Das trifft laut Studien auf die Generation Z zu (geboren zwischen 1995 und 2010). Da wird also selbst das Rekord-Schießen von Biathlon-Dominator Johannes Thingnes Bø mit 15,9 Sekunden schon langweilig. München soll als Test dienen, wie der Sport angepasst werden kann. Social Media ist ein großes Thema, in der vergangenen Saison verzeichnete der IBU 220 Millionen Videoaufrufe. Böhm versprach aber auch: Man wolle keine Verhältnisse wie beim Football, „wo jede Sekunde und jede Pause verkauft ist, und es tanzt einer mit einem Ei über den Schießstand“.

In der Formel 1 gibt es die Debatte auch, wie viel Show verträgt der Sport? Carlos Sainz beklagte, dass zwar Prominente auf TV-Bildern rauf und runter gezeigt werden, seine Überholmanöver nicht. Der Sport muss das Konsumverhalten der jungen Generation im Blick haben, darf dabei aber nicht komplett übersteuern. NICO-MARIUS.SCHMITZ@OVB.NET

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