So machen wir‘s: BVB-Coach Niko Kovac. © Reichwein/dpa
Viele Spielverlagerungen sollen für die Münchner Räume schaffen: „Der FCB kann dadurch Harry Kane, Luis Diaz oder Michael Olise in Abschlussposition bringen“, so Taktikexperte Sebastian Friedl. © IFI
München – Die bisherigen Härtetests gegen Chelsea (3:1) und RB Leipzig (6:0) hat der FC Bayern mit Bravour bestanden. Am Samstag (18.30 Uhr, Sky) wartet im Bundesliga-Topspiel gegen Borussia Dortmund die nächste schwere Aufgabe auf die in dieser Saison bisher makellosen Münchner. Die große Frage: Wie kann die Mannschaft von Trainer Vincent Kompany den defensivstarken BVB von Niko Kovac knacken? Unsere Zeitung fragte bei Spielanalyse-Experte Sebastian Friedl vom Internationalen Fußball-Institut (IFI) nach.
„Gegen die Dortmunder ist der FC Bayern gefordert, in allen Phasen des Spiels größte Seriosität und Konzentration walten zu lassen“, betont der Taktik-Fachmann. „Im Dortmunder 3-4-1-2-System entstehen nach Spielverlagerungen Lücken, die der FCB nutzen kann, um Harry Kane, Luis Diaz oder Michael Olise in Abschlussposition zu bringen.“
Die Bayern stellen mit 25 Toren in sechs Partien die stärkste Offensive der Liga. Allerdings: Kovac ist es seit seinem Amtsantritt im vergangenen Februar gelungen, Dortmund defensiv zu stabilisieren. Der BVB ist nicht nur saisonübergreifend seit 14 Partien ungeschlagen. In der aktuellen Spielzeit kassierte sein Team erst vier Gegentore, nur einen mehr als der FC Bayern.
„Kovac legt hohen Wert darauf, dass die gesamte Mannschaft bei gegnerischem Ballbesitz diszipliniert verteidigt. Er spricht mit den Spielern viel darüber und fordert es konsequent ein. Dies spiegelt sich in den aktuellen BVB-Statistiken wider: Dortmund hat die wenigsten Torschüsse in den bisherigen sechs Bundesligaspielen zugelassen, nämlich nur 55. Knapp dahinter auf Rang zwei: der FCB mit 57“, erklärt Friedl.
Aber nicht nur defensiv ist Dortmund stark, auch vorne ist der BVB gefährlich. Die Offensivspieler bringen immer wieder ihre Schnelligkeit zur Geltung, indem sie im Sprint den Raum hinter der gegnerischen Abwehrkette belaufen. Ein Ansatz, den Kovac auch in München verfolgte.
„Das eröffnet die Möglichkeit, entweder selbst aufs Tor zu schießen oder eine seitliche Hereingabe zu spielen, sodass ein mitgelaufener Spieler am zweiten Pfosten vollenden kann. Ein erfolgreicher Ansatz: Borussia Dortmund erzielte drei seiner zwölf Bundesligatore nach Flanken.“
Mittelfeldchef Joshua Kimmich weiß um diese Stärke und ließ bereits durchblicken. „Wir müssen aufpassen, gerade was die Restverteidigung angeht.“ Friedl stimmt ihm zu: „Sehr aufmerksam muss die Kontersicherung der Münchner agieren, um die BVB-Stürmer wie den torgefährlichen Serhou Guirassy oder den pfeilschnellen Karim Adeyemi nicht zur Geltung kommen zu lassen.“P. KESSLER, M. BONKE