Austin – Für den verordneten Anstands-Kurs seiner schärfsten WM-Widersacher hat Max Verstappen nur ein Lächeln übrig. Die angekündigten Konsequenzen im Stallduell von Spitzenreiter Oscar Piastri mit Lando Norris dürften den Formel-1-Weltmeister erst recht belustigen. „Ein Titelkampf ist nie zu 100 Prozent fair“, betont der Niederländer und ergänzt: „Man muss einfach dafür sorgen, gar nicht erst in so eine Situation zu kommen.“
Gut reden hätten eigentlich die anderen. Piastri und Norris sitzen seit dem ersten Rennen dieser Saison in einem überlegenen Auto und haben vor der großen Reglement-Zäsur vielleicht die einmalige Gelegenheit, Weltmeister zu werden. Allerdings ist das Duo seit drei Rennen sieglos und so steigt der Stresspegel weiter an. Vorläufiger Höhepunkt: Singapur vor knapp zwei Wochen, als Piastri bei einem harten Überholmanöver von Norris fast in die Streckenmauer gefahren wäre.
„Die Schlussfolgerung war, dass das, was in Singapur passiert ist, nicht der Art und Weise entspricht, wie wir als Team Rennen fahren wollen“, sagte Piastri nun in Austin. Norris habe für die Aktion auch die Verantwortung übernommen, erklärte der Australier. „Die Sachen würden überprüft und es hat Auswirkungen auf mich bis zum Ende der Saison“, sagte Norris. Was genau das für den 25-Jährigen bedeutet, blieb unklar, er selbst wollte es nicht ausführen.
All das kann sich Verstappen genüsslich anschauen und gibt sich relaxed. McLaren habe sich das selbst eingebrockt, befand er: „Weil sie so sehr versuchen, alles mit bestimmten Maßnahmen völlig gleichzuhalten.“ Manchmal gebe es aber einen schlechten Boxenstopp, oder der Motor gehe kaputt. „Das kannst du nicht wirklich ausgleichen, finde ich. McLaren sieht das offenbar anders“, meinte Verstappen.
Und so schätzt er vor dem Sprint am Samstag (19 Uhr) und dem Rennen am Sonntag (21 Uhr/beides Sky) seine eigenen WM-Chancen trotz 63 Punkten Rückstand auf Piastri „50:50“ ein. Ein Schmunzeln konnte sich Verstappen dabei nicht verkneifen. Und auch Altmeister Fernando Alonso traut Verstappen alles zu: Wenn es im Klassement eng wird, sei Verstappen derjenige, den es zu verfolgen gelte, prophezeite der Spanier. Wie viel Anstand und Fairness dann auch bei Piastri und Norris noch mitfahren, wäre abzuwarten.DPA