Mit Glitzer in den Augen

von Redaktion

Europameisterin ist Karina Schönmaier schon. In Jakarta zeigt sie womöglich noch schwerere Sprünge als in Frühjahr in Leipzig. © IMAGO/IPA Sport/ABACA

München – Der Vibe vor Ort stimmt – so oder so ähnlich lassen sich die Fotos interpretieren, die Karina Schönmaier aus dem Hotelzimmer im indonesischen Jakarta am Wochenende gepostet hat. Bester Laune präsentiert die zweifache Europameisterin via Selfie im Spiegel den Turnanzug, den sie und ihre beiden Kolleginnen Jesenia Schäfer und Silja Stöhr an diesem Montag (15 Uhr) tragen werden, wenn sie bei den Einzel-WM um den Einzug in die Finals kämpfen. Man sollte sich das schwarz-rot-goldene Outfit mit besonders viel Glitzer merken. Denn es ist durchaus möglich, dass es in dieser Woche ein wiederkehrendes Foto-Element ist – sollten Schönmaiers WM-Pläne aufgehen.

„Ich will unbedingt ins Sprung-Finale, auch das Mehrkampf- und vielleicht sogar das Bodenfinale sind ein Ziel“, sagte die 20-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Und es ist ja nur logisch, dass man als Europas Beste auch bei den Welttitelkämpfen auf Medaillen schielt. Wer den kometenhaften Aufstieg verfolgt hat, den Schönmaier in den vergangenen drei Jahren hinlegte, traut ihr das auch durchaus zu. Die Bremerin ist in Abwesenheit der verletzten Helen Kevric (Stuttgart) und nach dem Karriereende der schwangeren Rekordturnerin Elisabeth Seitz der Star der deutschen Mannschaft – und gibt dem Team so viel. An den Geräten, aber auch außerhalb der Turnhalle.

Fragt man den deutschen Chefcoach Gerben Wiersma nach Schönmaier, sagt er: „Als ich hier angefangen habe, war das eine andere Karina. Eine viel schüchternere.“ Er spricht vom Jahr 2022, Schönmaier war 17 Jahre alt und hatte bisher nur beim TuS Huchting in Bremen geturnt. Der Wechsel an den Stützpunkt Chemnitz war überfällig, und heute sagt sie: „Er hat mich extrem nach vorne gebracht. Hier bin ich zu der Karina geworden, die ich heute bin.“ Dennoch war die Lebensumstellung „enorm“. Während die anderen Chemnitzerinnen zwei intensive Trainings am Tag gewohnt waren, musste Schönmaier – körperlich und mental durch den Wegzug angeschlagen – kämpfen. „Inzwischen aber fühle ich mich pudelwohl“, sagt sie. Und ihre Leistungen geben ihr Recht.

Bestes Beispiel ist Schönmaiers Entwicklung am Sprung. In Bremen habe sie am liebsten – typisch deutsch – am Stufenbarren geturnt. In Chemnitz aber fragten beim Sprungtraining alle: „Wie machst Du das?“ Schnellkräftig und sprunggewaltig ist Schönmaier, zudem hat sie das Potenzial, eine ganze Halle mitzunehmen. „Die Gefühle während meiner Bodenübung“, sagt die Deutsche Meisterin, „sind unbeschreiblich“. Jede Wette: An diesem Montag wird auf dem Podium von Jakarta nicht nur der Anzug funkeln. Sondern auch Schönmaiers Augen.HANNA RAIF

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