„Wir sind Entertainer“

von Redaktion

Justus Strelow und Co. heizen dem Olympiapark ein – 50 000 feiern Biathlon-Festival

Feiert seinen dritten Platz: Justus Strelow. © Bachun/Imago

Etwa 50 000 Fans strömten am Sonntag in den Olympiapark. © Hoermann/Imago

Anna Weidel schnupperte am Podest. © Bachun/Imago

Auf Skirollern um den Olympiasee: Die Biathleten boten den Zuschauern eine Show und machten Werbung für ihren Sport. © Hoermann/Imago

München – Von wem könnte man besser lernen, wie man mit einem Biathlon-Gewehr umgeht, als von einer Olympiasiegerin? Magdalena Neuner erklärt einem Mädchen das Schießen mit einem Laser-Gewehr. Konzentriert visiert es die Ziele an und stellt gleich zwei der fünf Scheiben auf Grün. „Biathlon zum Mitmachen“ haben sich die Loop-One-Veranstalter vom Weltverband IBU auf die Fahnen geschrieben. „Wir wollen eine neue Zielgruppe ansprechen“, war immer wieder zu hören. Und die hat die verschiedensten Angebote gerne angenommen. Man komme mit Fans in Kontakt, „die noch keine Berührungspunkte mit Biathlon hatten“, sagt Neuner unserer Zeitung.

Das Laser-Schießen war an mehreren Stationen im Olympiapark immer besetzt. Kinder schnallten sich Ski unter die Schuhe und rutschten über „Schneematten“. An einem Skiergometer setzte Weltcupstarterin Selina Grotian eine Marke, an der sich die Besucher die Zähne ausbeißen konnten. Auch die omnipräsenten Skiroller konnten ausprobiert werden.

Neuner jedenfalls war nicht immer ein Fan vom Sommer-Ski: „Die Skiroller habe ich mittlerweile verbannt.“ Die aktuelle Generation zeigte am Wochenende aber, dass Biathlon sehr wohl auch auf Rollen begeistern kann – auch wenn es noch nicht um Weltcuppunkte ging. Aber: „Das kann kommen“, blickt die 38-Jährige voraus.

Auch für Philipp Nawrath ist ein Weltcup auf Skirollern „definitiv denkbar. Ich bin aber froh, dass ich das nicht mehr als Aktiver miterlebe“, sagt er am Tag vor seinem Wettkampf. Auch wenn er das Finale verpasst hat, findet er die Show und das Festival-Gefühl „perfekt gelungen“.

Im Finale dabei war Scharfschütze Justus Strelow. „Ich mag solche Formate“, sagt der 28-Jährige vor der vollen Tribüne grinsend und ergänzt: „Wir sind hier Entertainer, wir wollen auch eine Show bieten.“ Und Strelow war auch im Endlauf einer der Hauptprotagonisten. Beim Sieg von Eric Perrot erkämpfte er sich auf einer spektakulären Schlussrunde noch einen viel umjubelten dritten Platz. Weltcuppunkte gab es für diese Leistung noch nicht, wenn es nach Strelow ginge, würde sich das bald ändern: „Klar, ich hätte nichts dagegen, wenn das Supersprint-Format auch im Weltcup angewendet wird.“

Gesamtweltcupsiegerin Franziska Preuß konnte die „Wahnsinns Energie“ nicht auf der Strecke spüren. Die Nachwirkungen einer Hand-OP ließen keinen Start beim Loop One zu. Vertreterin Anna Weidel stand Preuß in nichts nach und bot als einzige Deutsche im Finale eine Show.

Emotionaler Abschied von Laura Dahlmeier

Zuvor aber erhob sich das Stadion und sorgte für den emotionalsten Moment des Tages. Auf den Leinwänden um den See waren Bilder der im Juli verstorbenen Laura Dahlmeier zu sehen. Der gesamte Olympiapark beklatschte das Leben der Biathlon-Legende – ein Gänsehaut-Moment.

Und Dahlmeier hätte gefallen, was insbesondere Weidel zeigte: Lange war die 29-Jährige zusammen mit der späteren Siegerin Lisa Vittozzi an der Spitze, „leider bin ich in der letzten Runde eingegangen“, so Weidel, die am Ende den undankbaren vierten Platz einnahm und trotzdem strahlte.

Grotian schaltete nach ihrem Aus im Vorlauf enttäuscht in den Analyse-Modus. Immerhin konnte sie die erste Runde genießen: „Die Stimmung war fast besser als beim Weltcup.“ Und dennoch ist sie froh, dass sie bald die Skiroller in Neuner-Manier verbannen kann. In sechs Wochen startet der Weltcup in Östersund – dann auf Schnee.ALEXANDER VORMSTEIN

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