Alle für einen

von Redaktion

„Sieg für den Trainer“: Kompanys spezielles Duell mit Brügge

Schlechte Erinnerungen: Kompany 2021 in Brügge. © imago

Lieber mittendrin statt nur dabei: Kompany mit Pavlovic und Diaz. Immer wieder rennt er zum Jubeln zum Team. © Schultheiß/IMAGO

München – Spiele gegen den FC Brügge hat Vincent Kompany in seiner Karriere an der Seitenlinie schon einige erlebt – als Trainer des RSC Anderlecht gehört das Duell zum Standardprogramm. Zwischen 2019 und 2022 gab es für den Jung-Coach viele Niederlagen, ein paar Siege – und eine Partie, die ihm besonders im Gedächtnis geblieben ist. Während des 2:2 im Dezember 2021 wurde der heutige Trainer des FC Bayern von Anhängern des damaligen belgischen Meisters derart beschimpft und rassistisch beleidigt, dass er hinterher sagte: „Dieser Tag endet traurig, ich bin angewidert.“ Der Fall hatte in Belgien ein Nachspiel und ist abgeschlossen. Und dennoch bleibt er als schlechte Erinnerung – und verstärkt irgendwo tief drin in Kompany mit Sicherheit auch den unbedingten Willen, an diesem Mittwoch (21 Uhr) im Champions-League-Ligaspiel gegen den FC Brügge ein Zeichen zu setzen.

„Für ihn ist es ein sehr, sehr wichtiges Spiel. Dementsprechend müssen wir gewinnen“, sagte Joshua Kimmich nach dem 2:1 (1:0) gegen Borussia Dortmund am Samstag und grinste. Zwar hatte Kompany sein Team vor dem deutschen Klassiker noch nicht auf den ihm bestens bekannten Gegner aus der Heimat eingestellt, die zwei Tage vor der Partie aber wurden intensiv genutzt. Als Tabellenzweiter der Jupiler League kommt das Team von Nicky Hayen daher, hat zudem drei Siege und eine Liga-Serie von fünf Partien ohne Niederlage im Gepäck. Inhalt des Videostudiums aber dürften vor allem die bisherigen Königsklassen-Spiele gewesen sein: Das 4:1 zum Start gegen Monaco sowie die jüngste Pleite (1:2) gegen Atalanta Bergamo.

Die Bayern sind als Tabellenführer vor dem dritten Spieltag freilich Favorit, wenn der 13. anreist – und haben auch nicht vor, die Serie nach elf Pflichtspielsiegen zum Start in die Saison reißen zu lassen. Zudem wissen Spieler und Verantwortliche nur zu gut, was dieses erste Duell mit einem Gegner aus der Heimat als Trainer des FC Bayern für eine Bedeutung für Kompany hat. Auch CEO Jan-Christian Dreesen sagte: „Ich hoffe auf einen Sieg für den Trainer, das wäre mein Wunsch.“ Ein eindeutiger Auftrag an das Team: Einer für alle, alle für einen.

Was Kompany seiner Mannschaft gibt, ist immer mehr zu sehen und intern immer lauter zu hören. Dreesen übertreibt nicht, wenn er sagt: „Er hat aus dieser Mannschaft nicht nur ein Team geformt, sondern ein Team mit Spaß.“ Das sei in der Kabine und im täglichen Umgang zu spüren – und auf dem Feld zu bewundern. „Jeder kämpft für den anderen, es gibt keinen, der sich in der Vordergrund spielt oder ein egoistisches Bild auf dem Rasen abgibt“, schwärmt der Vorstandsvorsitzende. Dass die „Mannschaft zusammen gewinnt“ – und aktuell nie verliert –, sei „der Verdienst von Vincent“. Bedenkt man nun, „dass die Spieler vielfach dieselben“ seien „wie vor zwei Jahren“, merke man, „was so ein Trainer ausmachen kann“.

Das kann man als Seitenhieb an Vorgänger Thomas Tuchel verstehen – gemeint aber war es als Ritterschlag für Kompany. So viel Verständnis er als Ex-Profi für seine Spieler hat, so autoritär und strikt ist er im Training. Alle Mann folgen dem 39-Jährigen, der Vergleich mit Jupp Heynckes kommt nicht von ungefähr. Und eins ist klar: Sollte jemand – wie einst in Brügge – ihren Coach angehen, wären die Spieler da. Alle.H. RAIF, M. BONKE, P. KESSLER

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