Lesser läuft seinem Schützling davon

von Redaktion

Ein Schuss in die Zukunft – Para-Biathleten leisten Pionierarbeit

Erik Lesser führte Johannes Rank (re.) um den Olympiasee. © Einecke/Imago

München – Im Schatten des Olympiaturms zeigte der Biathlon-Weltverband IBU, wie der Sport in Zukunft aussehen könnte. Vor allem die Para-Biathleten leisteten bei der Premiere des Loop-One-Festivals Pionierarbeit. Es ging am Wochenende nämlich nicht nur um die Alternative auf Skirollern, sondern auch um den Schießstand der Zukunft.

Für Johannes Rank, der mit 15 Jahren jüngste Starter im Feld der Sehbehinderten, war das Schießen noch völlig normal. Mit einem Lasergewehr zielen die Athleten mit Hilfe eines akustischen Signals, dessen Tonhöhe sich verändert, je näher sie das Ziel anvisieren. Eines war dann aber doch neu für Rank, denn er hatte mit Erik Lesser einen Weltmeister an seiner Seite, der erstmals als Guide fungierte. Und das klappte in der ersten Runde mehr schlecht als recht – auch wenn der Nachwuchsbiathlet seinen Anfänger-Guide in Schutz nimmt. „Fürs erste Mal war es ganz gut“, sagte er unserer Zeitung. Lesser gab sich deutlich selbstkritischer: „Mich ärgert es, dass ich ihn etwas verloren habe.“ Anfangs ging er es zu schnell an und ließ die Lücke zu seinem 15-jährigen Schützling zu groß werden.

Es wird aber wohl ein einmaliges Intermezzo gewesen sein. Trainer-Neuling Lesser hat im Sommer seine erste Jugendgruppe am Stützpunkt in Oberhof übernommen, wo auch Rank trainiert. Der Nachwuchsbiathlet sucht weiterhin noch einen Guide für die kommende Saison. Werbung für sich hat Rank beim Loop One jedenfalls gemacht.

Das Laser-Schießsystem (ohne akustisches Signal) könnte in der Zukunft den klassischen Kleinkaliber auch bei den sehenden Profis ablösen. Anja Wicker, mehrfache paralympische Medaillengewinnerin in der sitzenden Klasse, erlebte das Laser-System nun erstmals in einem Wettbewerb. „Es soll mehr in Richtung munitionsfreies Schießen gehen“, sagte die 33-Jährige. Laser statt Blei also – doch es gibt Herausforderungen.

Es sei „mit Sicherheit eine Alternative, aber es gibt noch nicht so viele Erfahrungswerte, wie sich das System bei Starkregen oder Nebel verhält“, sagte Lesser. Rank erinnert sich, dass eines seiner Rennen verschoben werden musste, weil die Sonneneinstrahlung vom Schnee zu sehr reflektiert wurde. Das bereitete dem Laser Probleme. Doch Lesser sieht auch einen gewaltigen Vorteil: die Logistik. „Hier wurde eine riesige Anlage auf dem See gebaut, nur damit 30 Leute rumballern können“, sagte er flachsig – und sah Einsparungspotenzial.

Wann und ob das Kleinkaliber überhaupt aus dem Biathlon verschwindet, sei mal dahingestellt. Eines hat das Loop One bewiesen: Und zwar, dass München sich auch für den Para-Sport begeistern lässt. „Hier sind mehr Zuschauer als beim Weltcup. Das habe ich gar nicht erwartet“, so Wicker nach ihrem Rennen. Seit vergangener Saison laufen die Para-Veranstaltungen über den Weltverband IBU. Die engere Verzahnung könnte auch beim Weltcup spürbar sein. „Ich kann mir schon vorstellen, dass wir zusammen auch mal an einem Weltcuport sind“, sagte Wicker und hängte eine Forderung an: „Aber wir sollten nicht im Programm untergehen.“ALEXANDER VORMSTEIN

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