Clemens Lippmann
München – Links, zwo, drei…
Als die Löwen im Sommer ihren Luxuskader bastelten, schien der Fall klar: Mit einem starken Linksdrall im 3-4-1-2-System sollte der ersehnte Aufstieg in die 2. Liga gelingen. Kilian Jakob (27, aus Aue) war der erste Transfer von Ex-Sportchef Christian Werner – einer der besten linken Schienenspieler der 3. Liga: erstligaerfahren, während seiner Zeit im 1860-NLZ sogar deutscher U 18-Nationalspieler. Das nächste Ausrufezeichen: Mit der Verpflichtung von Manuel Pfeifer (26, Hartberg), einem der besten Linksverteidiger Österreichs, setzte Werner noch einen Topmann drauf. „Kilian und ich pushen uns gegenseitig“, sagte der Steirer vor der Saison: „Ich muss immer Gas geben, weil Kilian auf demselben Niveau spielt wie ich.“ Jakob oder Pfeifer? Wer würde das Rennen machen? Nach elf Spieltagen gibt es eine Tendenz – sie lautet: Clemens Lippmann!
Der 19-Jährige, im Sommer noch als Lehrling im Profikader eingeplant, hat die beiden Platzhirsche links überholt. Seit der zweiten Halbzeit gegen Hoffenheim (1:5) wurde der Junglöwe von drei Trainern im Drittligateam eingesetzt: zweimal von Patrick Glöckner, zweimal von Alper Kayabunar – am Sonntag, beim Einstand von Markus Kauczinski, sogar über die vollen 90 Minuten. Werner hatte Lippmann mit Vorschusslorbeer bedacht („Kein Millimeter schlechter als Lukas Reich“), allerdings als rechter Schienenspieler. Nun überzeugt der Münchner sogar auf seiner „falschen“ Seite. Lippmann spielt. Pfeifer schaffte es am Sonntag nicht mal in den 20er-Kader, Jakob war wochenlang verletzt.
Kauczinski lobte den Blondschopf nach seinem beherzten Auftritt gegen den Tabellenführer: „Er hat das Herz am richtigen Fleck. Der traut sich was!“ Beim Gegentor wirkte Lippmann einmal desorientiert (wie Seitenpartner Siemen Voet), davor und danach spielte er mutig, energiegeladen, lauf- und zweikampfstark. Qualitäten, die dem neuen Coach gefallen dürften. Kauczinski kennt sich aus mit Talenten. In Karlsruhe wurde er als Nachwuchsförderer mit dem deutschen Trainerpreis ausgezeichnet.
Gut möglich also, dass Lippmann auch am Samstag in Mannheim (14 Uhr) in der Startelf steht. Und wer weiß: Vielleicht bleibt es im Löwen-Kader mittelfristig nicht bei einem Lippmann. Bruder Xaver (17), torgefährlicher Sechser der U 19, steht schon in den Startlöchern. Müssen bald auch Thore Jacobsen und Tunay Deniz zittern?ULI KELLNER