Norris‘ Einparkhilfe: Ein Klebestreiften dient zur Orientierung. © Facebook
Mexiko Stadt – Die Nerven liegen blank im WM-Kampf zwischen den beiden McLaren-Fahrern Oscar Piastri (Australien, 24,) Lando Norris (Großbritannien, 25) und Red-Bull-Superstar und Titelverteidiger Max Verstappen (28, Niederlande). Denn Verstappens Form der vergangenen Rennen hinterlässt Spuren im ganzen McLaren-Team. Der siegende Holländer gewann drei der letzten vier Rennen, wurde in Singapur Zweiter – und kam jedes mal vor den beiden McLaren-Piloten ins Ziel. Die Konsequenz: Piastri und Norris wirken vor dem GP von Mexiko am Sonntag verunsichert.
Nach seiner letzten Triumphfahrt in den USA surft Verstappen auf einer immer höher werdenden Welle des Erfolges. Die gleiche Welle bricht gerade über seine Titelkonkurrenten Norris und Piastri hinweg. Die Angst geht um bei den „Papayas“, den schon sicher geglaubten Fahrertitel doch noch zu verlieren. Zur Erinnerung: 104 Punkte war der Rückstand Verstappens auf Piastri noch im August. Jetzt liegt er nur noch bei 40 Zählern. Ein Satz von McLaren-Teamchef Andrea Stella spricht Bände: „Ich kann mich mindestens an die Jahre 2007 und 2010 (Räikkönen und Vettel, d. Red.) erinnern, in denen im letzten Rennen tatsächlich der Drittplatzierte die Meisterschaft gewann.“
Laut Red-Bull-Führungskräften wie Helmut Marko können jetzt Kleinigkeiten über den Titel entscheiden. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte er: „Ich traue Max zu, dass er die noch ausstehenden fünf Rennen gewinnt. Auch am Sonntag in Mexiko. Vor allen weil es laut Wetterbericht regnen könnte.“
Red Bull ist zu allem bereit, ihrem Superstar den fünften Titel in Serie doch noch zu ermöglichen. Das wurde beim letzten Rennen in Austin deutlich. Dafür nahm das Team sogar eine Geldstrafe von 50 000 Euro (25 000 davon auf Bewährung) in Kauf. Es ging um ein Klebeband, das McLaren zur Orientierungshilfe für Norris an die Mauer seines Startplatzes geklebt hatte. Hintergrund: In Bahrain parkte Norris nicht reglementgerecht ein – und wurde dafür prompt mit einer Zeitstrafe belegt. Seitdem nutzt McLaren diesen Parkassistenten für Norris. In Austin versuchte ein Red-Bull-Mechaniker das Band zu entfernen, als die Autos schon auf dem Weg zum Start waren. Zu diesem Zeitpunkt aber ist das Betreten der Strecke aus Sicherheitsgründen strikt verboten.
Sky-Experte Ralf Schumacher kann nur darüber witzeln. Der Ex-Formel-1-Pilot sagte schmunzelnd: „Ich hätte an Red Bulls Stelle eher mehrere Bänder daneben geklebt, um Norris völlig zu verwirren.“
Red Bull nimmt die Sache ernst. „Für uns ist die Sache nicht reglementkonform. Davon mal abgesehen: Wie würde es aussehen, wenn jeder für seinen Fahrer so was machen würde“, ätzte Marko und fordert von der FIA, diese Art von Fahrhilfe zu verbieten. Bisher ist es weder verboten, Tapes an Mauern zu kleben noch sie wieder zu entfernen.
In Mexiko wird die FIA wohl noch genauer hinschauen. Bei McLaren und Co. jedenfalls liegen die Nerven blank. Dass ein kleines Tape jetzt im Mittelpunkt eines WM-Duells steht, spricht Bände.RALF BACH