Spieltage wie diese bleiben im Kopf – und dafür war am Dienstag nicht nur Paris Saint-Germain verantwortlich. Vor dem TV konnte einem fast schwindelig werden, so oft wurde zwischen Leverkusen, London, Eindhoven und Barcelona hin und her geschaltet. 43 Tore sind an diesem herrlichen Fußball-Abend gefallen, die Königsklasse hat so viel Spaß gemacht wie selten in der Vorrunde. Ein erneutes Lob an das in der Vorsaison eingeführte Liga-System, aber auch sportlich schon durchaus aussagekräftig. Inter Mailand und Arsenal London stehen genau wie der FC Bayern nach dem nicht minder beeindruckenden 4:0 gegen Brügge am Mittwoch – weiter mit weißer Weste und ohne Punktverlust da, aber PSG hatte für das erste richtige Ausrufezeichen gesorgt. Zum Leidwesen von Bayer Leverkusen.
Der Reflex in der Heimat war ein wenig kurzgegriffen. „PSG sollte alle seine Champions-League-Spiele in Deutschland bestreiten“, schrieb die Presse in Frankreich mit Blick auf dieses 7:2 und das vor fünf Monaten in München gewonnene Finale gegen Inter. Dabei dürfte man auch in und um Paris festgestellt haben, dass der Titelverteidiger weit über die Grenzen unseres Landes hinaus als erneuter Favorit auf den Henkelpott angesehen wird. Nahezu mühelos überrannten Ousmane Dembélé und Co. Leverkusen, aber: Brügge hatte am Tag danach in München einen ähnlich schmerzvollen Abend zu überstehen. Und während die Geschlagenen nun versuchen, aus diesem seltsamen Abend seine Lehren zu ziehen, sind die Bayern hochmotiviert und wirken bereit, es am 4. November im direkten Duell mit PSG besser machen.
Es ist noch ein bisschen hin, aber da Vorfreude bekanntlich die schönste Freude ist, darf man schon jetzt sagen, dass dieser Abend zur Reifeprüfung für das so selbstbewusst daherkommende Team von Vincent Kompany wird. Anders als im Vorjahr wurde der heiße Herbst bisher makellos gemeistert, man hat in Frankfurt bestanden und gegen Dortmund nichts anbrennen lassen, Brügge fand nun gar nicht statt. Im Moment wirkt alles gefestigt – aber so ein Sieg gegen die aktuell wohl beste Mannschaft des Kontinents würde hinter all die „Wir-sind-ein-Team“-Aussagen noch ein Ausrufezeichen setzen.