Es fällt schwer, dem FC Bayern nach zwölf Siegen in zwölf Pflichtspielen nicht schon vorsorglich zum Gewinn aller Titel in diesem Jahr zu gratulieren. Zu souverän, zu torhungrig und zu geschlossen tritt der Rekordmeister auf, sodass die Meisterschaft und – wenn nichts Außergewöhnliches schiefgeht – auch der DFB-Pokal fast schon als Formsache erscheinen.
Viel wichtiger ist für den FC Bayern aber die Champions League. Nach dem 4:0 gegen Brügge, das den dritten Sieg im dritten Spiel bedeutete, stehen die Münchner wie Paris, Arsenal, Inter und Real Madrid makellos da. Die Novemberduelle mit den Parisern und Londonern werden endgültig darüber Aufschluss geben, wo der Rekordmeister im internationalen Spitzenvergleich steht. Dass man aber als mehr als ebenbürtiger Konkurrent und ob der Ligaergebnisse sogar als hauchdünner Favorit in diese Partien geht, ist dem FC Bayern und Vincent Kompany hoch anzurechnen.
Schließlich hat es Kompany geschafft, aus der Not eine Tugend zu machen: Die sportliche Führung wurde viel gescholten für vermeintlich zu wenige und zu schwache Neuzugänge, während die Konkurrenten aus England munter aufrüsteten. Der Vorteil von weniger Transferaktivitäten lautet aber: Der Kader ist eingespielt – und Kompany hat dieses Momentum vom Saisonstart klug in eine perfekt laufende Offensivmaschinerie umgemünzt.
Einzig der Zeitpunkt der aktuellen Topform könnte sich als schwierig herausstellen. Nach dem Traumtor von Lennart Karl bemühte sich Kompany, gegen „den Hype“ um den Spieler anzukämpfen. Ähnlich könnte es der ganzen Mannschaft ergehen. Schließlich ist es psychologisch mehr als schwierig, das Level bis in die entscheidenden Spiele im März und April ganz oben zu halten – vor allem, wenn es bis dahin in der Bundesliga kaum Widerstand gibt. Es wird spannend abzuwarten, ob sich die Vieleinkäufer aus Liverpool und Manchester im Laufe der nächsten Monate noch steigern können. Aber Angst muss der FC Bayern in der derzeitigen Verfassung sowieso vor niemandem haben. Kompany sei Dank.