Den Puck zum 2:1 reingearbeitet: Es freuen sich Chris DeSousa und Torschütze Tobi Rieder (halb verdeckt). © Red Bull/City-Press
Die nächste Generation: Als Vorsänger ließ Patrick Hager seinen Sohn Leon ran. © Red Bull/City-Press
München – Der Abend war aus Sicht von Patrick Hager rührselig genug, da brauchte es den kitschigen Schlusspunkt gar nicht mehr. Die letzte Aktion des Spiels: Berlin spielte ohne Torhüter, München konterte, Tobias Rieder hätte den Puck ins leere Eisbären-Tor schieben können, doch er passte hinüber zu Hager – und der schoss daneben. Die Münchner konnten über das Missgeschick schmunzeln, weil es egal ist, ob man 4:2 oder, wie geschehen, 3:2 gewinnt. „Hagi“, berichtete Rieder, „war trotzdem überglücklich, denn er ist voll der Teamspieler.“ Und Hager bestätigte nach dem verpassten zweiten Saisontor: „Die drei Punkte sind mir lieber.“
Zeremonien wie die für Patrick Hager (37), den Kapitän des EHC Red Bull München, anlässlich seines 1000. Spiels in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) können motivierenden Charakter haben. Doch zunächst durchbricht das Brimborium mit Reden, Videoeinspielungen, Geschenkübergaben und Umarmungen die Routine. Der Start in die Partie gegen Titelverteidiger Berlin fiel den Münchnern schwer, ihr Trainer Oliver David bekannte hinterher, sorgenvolle erste zehn Minuten verbracht zu haben: „Als ich sah, wie die Berliner in unserem Drittel skateten, dachte ich: ,Oh, oh, das wird eine Challenge.‘“ Trotz des fast logischen 0:1-Rückstands und nach einem schnellen Berliner 2:2-Ausgleich riss der EHC das Spiel an sich. Gründe: Funktionierende Special Teams, die in Überzahl zweimal trafen und in Unterzahl „immer den Stock dazwischen brachten“ (Hager). Dazu kam, dass sich bei den personell ausgedünnten Berlinern „Müdigkeit bemerkbar machte“ (Trainer Serge Aubin).
Tobi Rieder war mit zwei Toren – beide Male arbeitete er die Scheibe über die Linie – der Mann des Tages. „Wie die Tore fielen, war sicher nicht die Trademark unseres Spiels“, meinte Oliver David. „Es gibt Zeiten in der Saison, da fallen die Tore nicht so leicht, da muss man die dreckigen machen“, meinte der ehemalige NHL-Stürmer Rieder. Und auch, dass die Mannschaft sich vielleicht ein wenig leichter tut, wenn sie gegen die anderen Schwergewichte der DEL antritt. Die besten Spiele der Saison waren in Mannheim und eben gegen Berlin. Das nächste Spiel (Sonntag, 16.30 Uhr) ist zuhause gegen Schwenningen – Kategorie unangenehme Mittelklasse. Drei weitere Matches hat der EHC bis zur Länderspielpause (Wolfsburg und Köln auswärts, Mannheim daheim) noch zu bestreiten, dann wird ein Drittel der Hauptrunde vorbei sein und Rückschlüsse zulassen.
Rieder sagt, er habe „das Gefühl, dass es besser ist als vor ein paar Wochen“. Doch noch immer ist der EHC in der Findungsphase. Welche Spieler passen zueinander? Was sind die besten Sturmreihen, die wirkungsvollsten Abwehrpaare? Gerade hinten sind Schlüsselspieler ausgefallen. Ryan Murphy fehlte infolge einer Gehirnerschütterung fünfmal, bei Phillip Sinn zieht sich eine Viruserkrankung hin. „Er war einmal im Training und hatte danach wieder Symptome“, so Oliver David. Gegen Berlin musste er ein Team aus fünf gelernten Verteidigern und 14 Stürmern bauen. Die Improvisation gelang.GÜNTER KLEIN