Arjen Robben muss geschmunzelt haben. Das Bayern-Idol sah beim 4:0 gegen Brügge einen robbenesken Auftritt: Lennart Karl ließ drei Gegenspieler stehen, zog vor den Sechzehner und jagte das Leder mit links ins Gehäuse. Drei Tage später in Gladbach das nächste Traumtor, diesmal nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung. Zwei Spiele, zwei Treffer, 17 Jahre alt – Bayern hat einen neuen Shootingstar.
Eines ist klar: Karl nicht weiter die Spielzeit zu gewähren, die er sich mit seinen Auftritten verdient, würde an sportliche Körperverletzung grenzen. Natürlich bedarf es auch des Mutes, als Trainer wiederholt einem minderjährigen Talent den Vorzug vor einem Millionentransfer zu gewähren. Nur so wird jedoch gewährleistet, dass sich das vorhandene Potenzial bestmöglich entfaltet. Siehe Jamal Musiala, der anfangs auch nur ein vielversprechender Campus-Kicker war.
Dass Kompany zur Vorsicht mahnt, ist klar. Angesichts von Karls vergangener Woche würde so manch einer beim Blick in den Spiegel relativ rasch Lionel Messi sehen. Der Fall Lamine Yamal zeigt, wie gefährlich der Rummel werden kann: Schlagzeilen produziert er nicht mehr nur auf dem Platz, sondern auch infolge seiner Beziehung zu einer argentinischen Rapperin, kleinwüchsiger Unterhaltung auf seiner Geburtstagssause und einem Torjubel, bei dem er sich selbst eine imaginäre Krone aufsetzt. Es wirkt alles – gelinde gesagt – minimal überdreht. Und mit beachtlicher Fallhöhe versehen…
Karl wirkt bisher wie der perfekte Anti-Yamal: kein Tiktok, keine Show – einfach Fußball. Genau diese fußballerische Askese wird entscheidend dafür sein, dass aus Karl nicht nur ein Talent à la Sinan Kurt oder Fiete Arp bleibt. Und natürlich die Bereitschaft und der Mut der Trainer, auch weiterhin auf einem rotzfrechen 17-Jährigen zu setzen. Nicht nur bei Bayern, sondern auch beim DFB, dessen jüngste Auftritte geradezu nach frischen Impulsen schreien. Sieht der Arjen bestimmt genauso.