Positives nur abseits des Platzes

von Redaktion

Erst ein Debakel, dann ein Dämpfer: Bayern-Baskets rätseln über sich selbst

Aus der Bahn: Für Xavier Rathan-Mayes (l.) gab es am Freitag zumindest eine gute Nachricht aus der Heimat – seine Frau Rachelle brachte das zweite Kind zur Welt. © IMAGO

München – Knapp drei Minuten vor Schluss gab es zumindest für Xavier Rathan-Mayes eine gute Nachricht. Und das war nicht etwa der Umstand, dass wenigstens ihm das Ende dieses fürchterlichen 71:96 gegen Olympiakos Piräus erspart blieb. Nein, der Guard des FC Bayern Basketball spurtete in die Katakomben, um schnellstens Kontakt zu seiner Frau Rachelle aufzunehmen, die in Australien gerade das zweite gemeinsame Kind zur Welt gebracht hatte.

Mitte der Woche wird der US-Amerikaner dann nach Down Under jetten, um den Nachwuchs auch in Person willkommen zu heißen. Zurück lässt er einen Verein, der in diesen Tagen vor allem über sich selbst rätselt. Auf nationaler Bühne gab es am Sonntag einen 61:67-Dämpfer in Berlin. Und in Europa bot man zuletzt freilich ein eher erschreckendes Bild. Am Freitag wurde man nun schon zum zweiten Mal in der noch jungen Saison vor eigenem Publikum vorgeführt.

Und selbst Welt- und Europameister Andi Obst konnte nur mit den Schultern zucken. „Wir müssen geordneter spielen“, sagte er, „wir sind noch nicht auf dem gleichen Nenner wen wir angreifen wollen, wen wir in Szene setzen wollen.“ Er hätte auch sagen können: Wir sind noch kein Team.

Okay, es gibt Hoffnung auf Besserung. Star-Zugang Spencer Dinwiddie schwebte am Wochenende in München ein. Gut möglich, dass er am Dienstag (20 Uhr) gegen Real Madrid schon in den Kader rückt. Doch Trainer Gordon Herbert dämpft die Erwartungen. „Er hat noch nie in Europa gespielt“, sagte er, „er wird seine Zeit brauchen.“ Akut knüpft er da schon mehr Hoffnungen an Johannes Voigtmann, der nach seiner Knie-Operation in den nächsten Tagen zurückkehren soll.

Der Routinier ist ja Typus Anführer und Ruhepol, was den eher hühnerhaufigen Bayern gewiss nur guttun kann. Zu deren Gemütszustand auch ein Nebengeräusch vom Freitagabend passt. Dem Fotografen, den Xavier Rathan-Mayes privat angeheuert hatte, um sein mögliches Videotelefonat nach Australien fürs Familienalbum aufzunehmen, wurde der Zugang zum Kabinengang verwehrt. Auch die Fürsprache des Kanadiers war vergebens. Zur Ruhe und Harmonie dürfte es zumindest beim zuletzt ohnehin schwer konfusen Guard kaum beigetragen haben.

Letztlich bleibt wieder einmal nur die Hoffnung auf den Aha-Effekt auf dem Platz. Denn nach dem Berlin-Trip hat man schon wieder einen europäischen Doppelschlag im SAP Garden vor sich. Zwei Tage nach dem Besuch aus Madrid kommt Virtus Bologna (Donnerstag, 20.30 Uhr) in den Olympiapark. Die Rückkehr von Kraftwürfel Carsen Edwards also, der in Italien schnell da anknüpft, wo er in München aufgehört hatte. In der Scorerliste der Euroleague ist der US-Amerikaner, dessen Abschied vom FC Bayern mit allerlei Nebengeräuschen verbunden war, schon wieder die Nummer zwei. PATRICK REICHELT

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