Enttäuscht: Alexis Claude Maurice (re.) und Han-Noah Masengo fanden keine Lösungen. © Hoermann/Imago
Verzweifelt: Sandro Wagners mutiger Spielstil wurde von gnadenlosen Leipzigern bestraft. © Hoermann/Imago
Augsburg – Von Selbstzweifeln war bei Sandro Wagner nach dem bislang härtesten Wirkungstreffer für den Trainer-Lehrling nichts zu merken. 0:6 – so hoch wie gegen RB Leipzig hatte der FC Augsburg bis zum Samstag in 15 Jahren Fußball-Bundesliga noch nie daheim verloren. Es war „eine Watschn“, wie selbst Wagner sagte. Aber an seinem Weg zweifelt der 37-Jährige nicht. Und auch die FCA-Verantwortlichen glauben weiter an den Weg mit Wagner. „Gerade mit der jungen Mannschaft wissen auch alle, dass es mal einen Knacks geben kann“, so der ehemalige Co-Trainer der Nationalmannschaft.
Gegen die jungen und immer mehr in einen Flow kommenden Turbo-Kicker von RB Leipzig führte Wagners mutiger Spielansatz ins Verderben. Es war eher übermütig, weit vorne zu attackieren und dann „brutal“ ausgekontert und „für jeden Fehler bestraft“ zu werden, wie Mittelfeldspieler Robin Fellhauer stöhnte.
Fast jeder Leipziger Schuss war ein Treffer. Nach 22 Minuten stand es schon 0:3. Die naiven Augsburger bekamen inklusive ihres Trainers gar nicht mit, dass sie sich selbst schlugen. „Es hat sich total komisch angefühlt“, meinte Wagner. Denn er wähnte sein Team eigentlich gut im Spiel. Bei den Torschüssen etwa lag man am Ende gleichauf mit Leipzig.
Nach Herzenslust konnten alle fünf Leipziger Offensivspieler Yan Diomande, Rômulo, Antonio Nusa, Christoph Baumgartner und Assan Ouédraogo gegen eine überforderte FCA-Defensive treffen. Auch der zuletzt zweimal zur Nationalelf eingeladene FCA-Torhüter Finn Dahmen war kein Rückhalt mehr. Er patzte beim sechsten Gegentor von Castello Lukeba.
RB-Coach Ole Werner sah beim höchsten Leipziger Bundesliga-Auswärtssieg eine Effektivität „nahe am Optimum“. Mit 19 Punkten aus den vergangenen sieben Partien steckte RB das 0:6-Debakel gegen die Bayern zum Saisonstart gut weg. Seitdem entwickelte sich RB im Eiltempo vorwärts und steht nun auf Platz zwei. Kann Wagner das in Augsburg auch?
Der Mann mit dem großen Ego glaubt daran. „Es ist hoffentlich der Übertrag in die nächsten Wochen, dass wir klar bleiben, dass wir stabil bleiben“, sagte er. Den Rückschlag nach zuvor vier Punkten „preisen wir ein und gehen den Weg weiter – und werden hoffentlich belohnt. Ein 0:6 tut weh, aber wir können es.“
Die Fans reagierten nach der fünften Saisonniederlage wütend. Am Zaun in der Kurve mussten sich die FCA-Profis einige harte Worte anhören, wie Fellhauer und Teamkollege Fabian Rieder berichteten: „Die Ultras waren bedient.“
Sie fordern eine Reaktion in den zwei Heimspielen, mit denen die englische Woche im DFB-Pokal am Dienstag gegen den VfL Bochum und am Freitag in der Liga gegen Borussia Dortmund weitergeht. Die Spieler glauben ebenfalls an den gemeinsamen Weg. „Es ist ein komplett anderer Spielstil“, sagte Rieder und warb um Geduld mit Mannschaft und Coach: „Wir sind immer noch in der Findungsphase.“DPA