Die Vision: Bundesliga in München

von Redaktion

Ex-Profis Klein und Weinhold haben einen Handball-Club gegründet – mit großen Zielen

Ex-Handball-Nationalspieler: Dominik Klein und Steffen Weinhold. © HG München

München – Dominik Klein ist die Lippenbekenntnisse leid. Zu oft hat der 41-Jährige in den vergangenen Jahren nach erfolgreichen Handball-Events in München leere Versprechungen und Hoffnungen von Funktionären und Politikern vernommen. Deswegen packt der Weltmeister von 2007 jetzt an – gemeinsam mit seinem Kumpel und Ex-Nationalspieler Steffen Weinhold (39) hat er die Handballgemeinschaft München gegründet.

Das große und ferne Ziel ist Seniorenmannschaften (Männer wie Frauen) in die Bundesliga zu bringen. Kurzfristig will das Duo vor allem Talente in der Region halten. „Wir müssen eine Perspektive schaffen“, sagt Klein. Damit die Stars von morgen nicht frühzeitig in Internate in ganz Deutschland abwandern (müssen).

Zuletzt überregional für Furore sorgten in den 80ern und 90ern der TSV Milbertshofen und der MTSV Schwabing. Seitdem ist München Handball-Diaspora. „Wenn man ehrlich ist, hat es in den vergangenen Jahrzehnten niemand alleine geschafft, den Status Quo zu ändern“, sagt Klein.

Noch befindet sich das Projekt, das auch aus Kleins Handballcampus (für 3- bis 12-Jährige) entstanden ist, sprichwörtlich in den Kinderschuhen. Es gibt Ideen für die Infrastruktur, doch das Wichtigste ist die Unterstützung der großen Vereine in und rund um München. Die Handballgemeinschaft soll kein Alleingang werden, man will die Clubs – die Jugendteams spielen teilweise Bundesliga, die Erwachsenen maximal dritte Liga – mit ins Boot holen. Erste Gespräche werden geführt.

Weinhold hat für den bisherigen Kleingarten-Ansatz ein plakatives Beispiel. „Als ich in der Jugend den Verein wechseln wollte, habe ich eine halbe Stunde auf der Straße unter dem Fenster meines Trainers ausgeharrt, bis er mir endlich meinen Pass heruntergeschmissen hat.“ Künftig sollen alle ihren Teil für das hehre Ziel beitragen.

Wenn man sich bei den Clubs umhört, dann schwappt einem grundsätzlich Wohlwollen entgegen. Natürlich hätte niemand etwas dagegen, wenn man in München regelmäßig hochklassigen Handball sehen kann und nicht nur bei Heim-Turnieren oder Testspielen wie dem am Sonntag gegen Island im SAP Garden. Aber es wird auch deutlich, dass (bisher) noch zu viel Strukturelles im Unklaren liegt.

Der Bayerische Handballverband (BHV), bei dem Klein fünf Jahre lang Geschäftsführer der Marketing GmbH war und weiterhin Botschafter ist, freut sich über die Initiative. „Wir stehen dem positiv gegenüber“, sagt Präsident George Clarke unserer Zeitung. Aber: Dialog und Gemeinsamkeit seien nötig. Dass der BHV selbst Auswahltraining und -mannschaften stellt, sieht er nicht als Problem. „Unsere Defizite liegen nicht in der Qualität, sondern in der Quantität.“ Auch weil laut BHV-Statistik jedes Jahr vier bis acht Talente im Alter zwischen 14 und 17 Jahren aus Bayern weg wechseln. „Die größte Herausforderung wird der Start in den Spielbetrieb“, so Clarke, der eine Vorzugsbehandlung ausschließt.

Geht es nach Klein und Weinhold, dann sollen im Frühjahr 2027 – passend zur Männer-Heim-WM (das DHB-Team spielt in München) – die ersten B-Jugend-Teams die Bundesliga-Qualifikation spielen. Davor will man (hauptamtliche) Strukturen aufbauen. Wann und wie genau die ersten Senioren-Teams in die 2. Liga gelangen sollen, ist noch nicht genau definiert. Ohne Bevorzugung müssten die Teams theoretisch in der untersten Klasse beginnen, außer ein bereits relativ hochklassiger Verein gibt seine Lizenz ab oder – die wohl naheliegendste Lösung – es kommt zu einer Spielgemeinschaft.MATHIAS MÜLLER

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