ZUM TAGE

Debatte um VAR: Augen auf!

von Redaktion

Dass Max Eberl bei der Thematik schmunzeln musste, konnte ihm in Köln niemand verübeln. Interessant, aber eben auch ein bisschen lustig fand der Sportvorstand des FC Bayern die Frage nach der Notwendigkeit, auch in der zweiten Runde des DFB-Pokals einen VAR einzusetzen. Da wird Woche für Woche in der Bundesliga über die technische Assistenz für das Schiedsrichter-Gespann auf dem Feld geschimpft, die Worte „Fußballmafia DFB“ sind in allen Kurven der Republik verankert – und jetzt sollen wir bei einem der wenigen Spiele ohne VAR darüber sprechen, wie gut er der Partie getan hätte?!

Na gut. Eberl tat es. Aber er hatte nach dem 4:1 seiner Bayern auch leicht reden. Zwar war es reflexartig aufgrund des in deutlicher Abseitsposition erzielten Ausgleichs von Luis Diaz um den guten alten „Bayern-Dusel“ gegangen, die Dominanz des Favoriten in der Folge aber ließ die Fantasie eines Kölner Sieges nicht zu. Da hatten sich auf anderen Plätzen an Dienstag und Mittwoch doch ganz andere Szenen ereignet. In Frankfurt etwa, wo das 1:1 des hinterher im Elfmeterschießen siegreichen BVB nicht hätte zählen dürfen. Und bei den HSV-, Leverkusen- und St. Pauli-Erfolgen. Mit VAR hätten womöglich andere Clubs in der Runde der besten 16 gestanden. Muss das nicht reichen als Argument für die Technik?

Eberl sagt: ja, er ist „Freund des VAR“. Aber so einfach ist die Sache natürlich nicht. Als Hauptgrund dagegen wird die technische Hürde in kleineren Stadien angeführt. Aufrüsten kostet bekanntlich Geld. Andererseits ist der Einsatz erst ab dem Achtelfinale nicht schlüssig. Auch in der Runde der besten 16 können theoretisch kleine Clubs dabei sein – dann ist der VAR Pflicht.

Dass die Debatte nun entfacht ist, ist gut, genau wie die Gesprächsbereitschaft vonseiten des DFB. Sie darf aber nicht über das eigentlich Erschreckende dieser Pokalrunde hinwegtäuschen. Fehler sind menschlich – aber es tat sich in dieser Woche schon der Eindruck auf, dass alle VAR-erprobten Schiedsrichter den Kern ihres Beruf nach und nach vernachlässigen. Wer nur mit Navi fährt, kennt seine Stadt nicht mehr; wer alles die KI fragt, verlernt das Denken; wer FIFA am PC zockt, wird auf dem Rasen nicht besser. Egal, wie die Sache also ausgeht: Augen auf! Das ist so oder so ein gut gemeinter Tipp.

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