Den Titel hat er noch nicht: Vincent Kompany. © Imago
Köpft, trifft und springt: Harry Kane bewies in Köln einmal mehr seine Extraklasse. Auch beim Jubeln. © Neundorf/EPA
Köln – Das Stadion in Köln kann ohrenbetäubend sein, aber selbst das macht dem FC Bayern in seiner derzeitigen Verfassung nichts aus. Auf dem Rasen nicht, wo das Team von Vincent Kompany am Mittwochabend aus einem frühen Rückstand ein 4:1 (2:1) gedreht hatte und verdient im Pokal-Achtelfinale steht. Und danach nicht, als die überstandene zweite Runde sowie der Europa-Rekord von 14 Siegen in 14 Pflichtspielen zum Start in eine Saison mit den Fans gefeiert wurde. 45 000 Zuschauer skandierten für den ausgeschiedenen FC, aber die Torschützen Harry Kane, Luis Diaz, Michael Olise und der Rest waren vor der Auswärtskurve in ihrer eigenen Welt. Reicht ja, wenn sie verstehen, was dort gesungen wird – und sich auf der rot-weißen Welle weiter durch alle Wettbewerbe tragen lassen. Komme, wer wolle!
Das Programm ist straff: Nach Köln ist vor Leverkusen, nach Leverkusen ist vor Paris. Und auch wenn es erst am kommenden Dienstag in die Stadt der Liebe zum Kräftemessen mit dem Titelverteidiger geht, wurde schon in Köln mit vielen Herzchen geworfen. „Was ist an dieser Mannschaft liebe, ist, dass sie ruhig geblieben ist“, sagte ein sichtlich stolzer Vincent Kompany nach dem Pokalfight, der in der Tat kein Selbstläufer war. Nicht mal der Coach selbst hatte ja wissen können, wie sein Team auf einen Rückstand reagiert, als der Kölner Ache in der 31. Minute vor atemberaubender Kulisse getroffen hatte. „Nach so einer Situation kann man weiche Beine kriegen“, sagte Kompany, die Bayern aber schlugen lieber eiskalt zurück. „Wir haben den Fokus behalten! Wir waren da!“ Und genau das macht die Brust vor dem Doppelknaller gegen Leverkusen am Samstag (18.30 Uhr) und drei Tage später im Pariser Prinzenpark noch breiter.
Die laute Musik, die von der Kabinenparty in Köln zu vernehmen war, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Fokus ab Donnerstagmorgen auf dem Prestige-Duell mit Leverkusen lag. Max Eberl freute sich auf „90 bis 95 Minuten gegen eine sehr, sehr gute Mannschaft“, die als nächstes die neue Reife der Bayern spüren soll. „Jeder ist dabei, jeder spürt das volle Vertrauen. Und wenn er auf dem Platz ist, wird abgeliefert“, sagte Torhüter Jonas Urbig. Eberl stellte stellvertretend eine Szene heraus. „Wie die Jungs sich nach Defensivaktionen abklatschen – da sieht man, was für eine Mentalität da ist, was für eine Lust, Fußball zu spielen“. Die aktuelle Phase als „sehr, sehr guten Lauf“ zu bezeichnen, wirkt fast untertrieben.
Zufall war es nicht, dass die klare Abseitsposition von Luis Diaz vor dem Ausgleich hinterher kaum mehr ein Thema war. Diese Bayern sind übermächtig, das wussten auch die Kölner – es klang fast wie eine Drohung, als Urbig sagte: „Wir machen weiter!. Wir haben Gier!“ Der Plan ist klar: Sieg gegen Leverkusen, warme Worte bei der Jahreshauptversammlung am Sonntag – und dann die nächste Liebeserklärung am Dienstag. Am Eiffelturm würde sie ja eh noch besser passen als am Kölner Dom.HANNA RAIF