Das Fleisch ist schwach

von Redaktion

Jetzt streikt der Knöchel: Zverev erlebt Debakel gegen Sinner – will aber zu den Finals

Lilli Tagger. © Str/AFP

Probleme beim Abdruck: Wegen Schmerzen am Knöchel konnte Alexander Zverev in Paris gegen Jannik Sinner nicht richtig aufschlagen. © Dupuy/AFP

Paris – Der schwer geschundene Körper sendet die nächsten Alarmsignale, die eigene Gesundheit stellt Alexander Zverev aber auch nach der Demütigung durch Jannik Sinner hinten an. Nach langwierigen Rückenproblemen quälte sich der deutsche Tennisstar beim ATP-Masters in Paris mit einem angeschwollenen Knöchel durch. Eine Pause gönnt sich Zverev trotzdem nicht. „Wir werden schauen, was das ist und ob wir da was machen können, ob wir vielleicht was spritzen können“, sagte der Tokio-Olympiasieger bei Sky. Kurz zuvor hatte Zverev im Halbfinale in der französischen Hauptstadt eine historische Niederlage hinnehmen müssen, beim 0:6, 1:6 gegen den Italiener Sinner wurde der angeschlagene Hamburger regelrecht demontiert.

Nach einer Stunde und zwei Minuten war die einseitige Partie bereits beendet, der Weltranglistenzweite Sinner hatte mit dem Deutschen leichtes Spiel – und fügte ihm spielerisch die höchste Niederlage seit elf Jahren zu. Damals war Zverev zu Beginn seiner Profikarriere bei den Turnieren in Hamburg und Kitzbühel zweimal mit demselben Ergebnis untergegangen, deutlicher verlor er in seiner Karriere noch nie. „Wenn du gegen Jannik nicht bei 100 Prozent bist und zu 1000 Prozent dein Level spielst, hast du gar keine Chance“, sagte Zverev, der in Paris im vergangenen Jahr noch triumphiert hatte. Er habe sich nicht zu „100 Prozent bewegen“ und beim Aufschlag nicht „richtig abdrücken“ können.

Zverev erwischte einen Start zum Vergessen und verlor die ersten drei Aufschlagspiele. Der erste Satz dauerte gerade einmal 30 Minuten. Nach dem kräftezehrenden Halbfinale gegen Angstgegner Daniil Medwedew – Zverev kam erst nach Mitternacht ins Bett – wirkte der Deutsche völlig ausgelaugt. Bei den Seitenwechseln ließ er sich erschöpft auf die Bank fallen. Als der 28-Jährige im zweiten Satz wieder sein Aufschlagspiel zum 1:2 abgab, kam der Doktor auf den Platz. „Mein Knöchel ist angeschwollen“, sagte Zverev und verlangte Schmerzmittel. Bis die Wirkung eintrat, war das Match quasi vorbei.

Auf dem Weg nach Turin zu den ATP Finals nimmt der 28-Jährige nun einen Umweg über München. Dort lässt sich Zverev von demselben Arzt behandeln, der ihn damals nach der schweren Knöchelverletzung 2022 operiert hatte. Der Plan scheint klar: Zverev will die von Verletzungen geprägte Saison zu Ende bringen. Komme, was wolle. Eine Woche bleibt ihm, dann beginnen die Finals. Ein Turnier, das Zverev 2018 und 2021 gewann. Dass er seinen dritten Titel einfährt, erscheint angesichts seiner gesundheitlichen Verfassung äußerst unrealistisch. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.

Und auch danach hat die Terminhatz des Deutschen kein Ende. Jüngst gab Zverev seine Zusage für das Davis-Cup-Finale in Bologna ab dem 18. November. Es erscheint zumindest fraglich, ob er nach dem Rückschlag von Paris bei seinem Wort bleibt. SID

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