HANDBALL

Ein Team mit zwei Gesichtern

von Redaktion

Hielt stark am Sonntag: Torwart David Späth. © Langer/dpa

Vorne hui, hinten hui – die Machtdemonstration der deutschen Handballer ließ keinen Platz mehr für das „Hu“. Der legendäre Schlachtruf blieb den isländischen Fans vergangenen Donnerstag in Nürnberg im Halse stecken. Der 42:31-Testsieg zeigte, welche Möglichkeiten (theoretisch) in der Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason schlummern. Zuerst einmal in Bezug auf die EM im Januar. Aber noch wichtiger – im Hinblick auf die Heim-WM 2027. „Wir haben das Potenzial, jede Mannschaft auf der Welt zu schlagen“, frohlockte deshalb Torhüter Andreas Wolff.

Beim zweiten Duell am Sonntag in München (29:31) war die Partie wesentlich ausgeglichener – was vor allem an der mangelhaften Chancenverwertung und zu vielen Fehlern lag. Aber das Team um Leader Julian Köster sollte an diesem Tag in erster Linie SAP-Garden-Luft schnuppern, denn bei der Heim-WM in zwei Jahren bestreitet das DHB die komplette Vorrunde im Olympiapark. „Das ist sicher ein Grund, warum das Spiel in München stattfand. Wir wollten uns hier einspielen“, so Vorstandsvorsitzender Mark Schober.

Für das Prestige-Ziel 2027 erfährt der Vize-Olympiasieger von Paris peu à peu eine Verjüngungskur. Neben den U21-Weltmeistern Renars Uscins, David Späth & Co. ist mit Köster (25), Miro Schluroff (25) und Mathis Häseler (23) ein Trio von Altmeister VfL Gummersbach fester Bestandteil im Kader. Und dann ist da noch Tom Kiesler (24). Der Abwehrhühne überzeugte gegen Island, Hintermann Andreas Wolff lobte ihn „als absolutes Monster“ und großen Gewinn. „Er hat gezeigt, warum er hier ist“, so der Routinier über den vierten Gummersbacher, dessen Urgroßvater bereits vor über 100 Jahren für den VfL auflief. Vater Martin ist zudem Geschäftsführer im Vorstand des Hauptvereins. „Das VfL-Blut fließt schon lange in meinen Adern“, sagt der 24-Jährige.

Jetzt hat er auch im Nationaltrikot Blut geleckt. Freilich sollte man seinen ersten Einsatz nicht überbewerten, aber Kiesler hat im EM-Casting eine deutliche Duftmarke gesetzt. „Ich versuche einfach meinen Job zu machen. Das heute ist ein Sieg, den kann mir keiner nehmen“, sagte der Neuling, der auch am im zweiten Test viel Einsatzzeit bekam.

Bundestrainer Gislason gefällt vor allem die Variabilität des 1,91-Meter-Manns, der in der Jugend auch als guter Rückraum-Shooter galt. „Er kann so gut wie alle Innenblockpositionen spielen, egal ob in einer defensiven oder offensiven Abwehr. Das könnte sehr wertvoll für uns sein“, sagte der 66-Jährige.

Warum Kiesler, der im erweiterten Olympia-Kader für die Spiele in Paris stand, erst jetzt auf sich aufmerksam machen kann? Im Sommer 2024 fiel er wegen einer Meniskusverletzung neun Monate aus. Sechs Wochen nach seiner Rückkehr brach er sich den Mittelfuß. Jetzt steht er endlich wieder auf der Platte – und wie!MATHIAS MÜLLER

Artikel 1 von 11