Die ganz große Freude wollte am Samstag nach dem Abpfiff im Grünwalder Stadion nicht aufkommen. Der 3:0-Heimsieg über Spitzenreiter Energie Cottbus? Geriet in den Hintergrund. Der Rassismus-Eklat von Giesing wird nachhallen. Weil er einem wieder einmal vor Augen führt, dass die Probleme dieser Welt auch vor Stadiontoren keinen Halt machen. In einer Menge von 15 000 Zuschauern kann es leider immer mal wieder passieren, dass Menschen mit ekelhaftem, rechtem Gedankengut in der Masse dabei sind. Äußern diese Personen jedoch ihre bemitleidenswerte Weltanschauung, muss unverzüglich gehandelt werden. Und in diesem Punkt liegt das einzig Positive an diesem traurigen Nachmittag auf Giesings Höhen. Sowohl die Fans („Nazis raus!“) als auch die Spieler und Verantwortlichen beider Clubs verhielten sich vorbildlich. Unmittelbar nach Ende der Partie schritt 1860-Präsident Gernot Mang mit seinem Präsidium auf den Rasen und entschuldigte sich persönlich bei Justin Butler. Das einzig richtige Verhalten für diesen hässlichen Moment, der mit keinen Worten dieser Welt zu entschuldigen ist. Auch Kevin Volland & Co. kümmerten sich um Butler, dem die Tränen über die Wangen liefen. Die Löwen haben freilich nur einen bedingten Einfluss auf die Taten ihrer Anhänger. Betonte auch Cottbus-Coach Pele Wollitz, dem es wichtig war, 1860 München als Club von jeder Schuld freizusprechen. Im Laufe des Abends folgten weitere Entschuldigungen aus dem Umfeld der Sechzger. Der Übeltäter wird seine Strafe bekommen, (hoffentlich) nie wieder ein Fußballstadion betreten dürfen. Doch die Wunden bei Butler wird auch das nicht heilen. Der Vorfall in Giesing zeigt, dass die Gesellschaft weiter sensibilisiert werden muss bei diesem traurigen Thema, lieber einmal zu oft als einmal zu wenig. So etwas wie am Samstag darf nicht noch einmal passieren. Nicht in Giesing, nicht irgendwo anders. 1860 mag drei Tore mehr geschossen haben als der Gegner, verloren haben an diesem Tag jedoch alle.