Endlich mal wieder Bayern gegen Paris, the same procedure as… Okay okay, im Vorjahr fand das Duell nicht in Paris, sondern in München statt, und es war auch nicht Anfang November, sondern Ende. Aber der größte Unterschied lag sowieso nicht in den äußeren Rahmenbedingungen, sondern den harten Fakten. Auf dem Papier nämlich forderte im Vorjahr der Tabellen-17. der Champions-League-Vorrundentabelle den 25. heraus; zum Zeitpunkt des Anpfiffs wäre der FC Bayern gerade so in den Playoffs und Paris Saint-Germain ausgeschieden gewesen. Dass es am Ende anders kam, weiß man seit dem Frühjahr. Und dass die Bayern mit dem Vorjahressieger trotz widriger Umstände schlagen können, seit Dienstagabend.
Hut ab – kann und muss man zu den 90 Minuten Minuten sagen, die die Elf von Vincent Kompany da gestern zunächst gezaubert und dann überstanden hat. Kein Bammel, keine Ehrfurcht, sondern erst Selbstvertrauen und später eine Menge Überlebenswillen waren zu sehen, der Auftritt war nach dem Platzverweis eine Reifeprüfung und wirkte wie ein Versprechen auf mehr. Und auch wenn der Coach zuvor auffallend bewusst darum bemüht war, den Ball flachzuhalten, hatte diese Partie große Strahlkraft. Titelverteidiger PSG wird Bayern-intern nämlich nicht aufgrund der Sehnsucht nach dem ersten Henkelpott seit 2020 als Vorbild gesehen, sondern vielmehr aufgrund seines in den letzten Jahren entwickelten Erscheinungsbildes. Stichworte: Teamplay statt Starkult. Nachhaltigkeit statt Effekthascherei.
An der Säbener Straße hat man sich im Mai sehr gefreut, als PSG den Titel holte. Denn er zeigte den Bossen um die zuvor doch besorgten Aufsichtsratsmitglieder Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, dass der eingeschlagene und nicht überall populäre Weg auch beim FC Bayern keine Abkehr vom Erfolg bedingen muss. Wenn der große Wurf erst ohne Lionel Messi, Neymar und Kylian Mbappé gelingt, kann man auch in München auf das Team als Star setzen. Ausgeführt in der abgelaufenen Transferperiode, umgesetzt seitdem. Dabei stehen die Bayern auf diesem Weg erst am Anfang. Mal sehen, was im kommenden Jahr passiert…