„Das Bild ist jetzt schon rund“

von Redaktion

Trotzdem: Eishockey-Kapitän Moritz Müller will noch einmal zu Olympia – mit dann 39

Karriere-Highlight: WM-Silber 2023. © IMAGO/Parkkinen

Zurück in der Kabine der Nationalmannschaft: Moritz Müller spielt ab heute den Deutschland Cup in Landshut. © DEB/City-Press

Landshut – Vorige Saison in den Playoffs der Deutschen Eishockey Liga (DEL): Die Kölner Haie kämpften, spielten, jubelten sich ins Finale. Doch da waren auch die Bilder ihres Kapitäns Moritz Müller: Wie sein Gesicht sich vor Schmerz verzerrte, sein Körper sich krümmte und die Hand immer wieder an die Schulter griff.

Nach der Finalserie, die Köln klar gegen die Eisbären Berlin verlor, kam es zum Telefonat zwischen Bundestrainer Harold Kreis und Müller, dem Kapitän der Nationalmannschaft. Es ging um die WM. Müller damals Ende April: „Ich bin fit, ich kann spielen.“ Kreis: „Das geht nicht, Mo, du bist verletzt.“ Er nominierte seinen erfahrensten Verteidiger, den Sprecher und das Gesicht seines Teams, nicht.

Gut ein halbes Jahr später steht Moritz Müller vor der Kabine der Nationalmannschaft in Landshut, wo sie heute (19.45 Uhr) gegen Lettland ihr erstes Spiel beim Deutschland Cup bestreiten wird, und sagt: „Ich spiele immer sehr gerne für Deutschland, will es immer möglich machen – aber rückblickend war ich doch ganz gut im Eimer. Harry musste mich vor mir selber schützen.“ Er hatte Anfragen, zur WM nach Dänemark zu fliegen, entschied sich aber für die Distanz und verfolgte das Turnier, das für die Deutschen in der Enttäuschung eines Vorrunden-Ausscheidens endete, via Fernsehen.

Im Gespräch im Frühjahr wie auch jetzt vereinbarten Trainer und Spieler aber, dass Müllers internationale Karriere noch nicht zu Ende sein soll. Kreis fasst zusammen: „Wir sind so verblieben: Ist Moritz fit und reicht seine Leistung aus, werden wir ihn noch einmal nominieren.“ Und so führt Müller kurz vor seinem 39. Geburtstag (am 19. November) die Nationalmannschaft in ihr Olympia-Vorbereitungsturnier. „Es geht darum, das Fundament für Olympia zu setzen“, sagt er. Und ja, er verspürt den Antrieb, im Februar in Mailand mitzuwirken. „Sonst“, sagt er in Landshut, „wäre ich nicht hier.“ Sein letztes Länderspiel liegt eineinhalb Jahre zurück. „Meine längste Fehlzeit in den letzten 12, 13 Jahren.“

Mit Müller zu den Spielen? Es ist eine Abwägung, die die Verdienste und seine Ausstrahlung ebenso berücksichtigen muss wie die Leistungsfähigkeit mit dann 39. „Er ist ein Spieler, der die Nationalmannschaft geprägt hat“, sagt Harold Kreis. „Ich habe 19 Jahre hier gespielt, habe die historischen Ergebnisse der Silbermedaillen (Olympia 2018, WM 2023, d. Red.) miterlebt und den Aufstieg des deutschen Eishockeys mitgestaltet. Das Bild ist jetzt schon rund“, weiß Müller. Doch ihm ist auch bewusst: „In meiner Sportart bin ich alt.“ Und mit der Weltklasse aus der NHL am Start wird das Niveau von Olympia hoch sein wie noch nie.

Sich in diesem Rahmen noch einmal zeigen zu wollen, sich für Nationalmannschaft zu qualifizieren, der die Handvoll deutscher NHL-Stars um Leon Draisaitl angehört, wird als treibende Kraft bei Müller vermutet. Doch es ist nicht nur der NHL-Aspekt. „Ich hatte zweimal Olympia in Asien, jetzt in Europa ist das mal was anderes, da können auch Familie und Freunde vor Ort sein.“ GÜNTER KLEIN

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