Happy End: Stefovic (l.) mit Fanclub-Vize Marcus Klein und Kassierer Stefan Fuidl im Prinzenpark. © FKN
Paris – Um 9.30 Uhr war Michael Stefovic am Mittwoch wieder zuhause. Die Heimfahrt aus Paris war lang – vielmehr als der Weg zurück aber haben den „Bayern-Michel“ vom Fanclub Bayern-Kings in Selters die Geschehnisse vor Ort geschlaucht. Seit 18 Jahren ist Stefovic im Arbeitskreis Fandialog beim FC Bayern, aber über den Trip zum 2:1 (2:0) bei PSG sagt er: „So etwas habe ich noch nie erlebt.“
Herr Stefovic, Sie sind am Montag um 00.30 Uhr im Taunus losgefahren – was ist dann passiert?
Wir hatten um ca. 20 Uhr eine Mail vom FC Bayern bekommen, die uns über das Vorhaben der französischen Polizei in Kenntnis gesetzt hat. Daher sind wir als erstes die Mautstelle angefahren, die für unseren Bus vorgesehen war. Vor Ort war kein Mensch, also sind wir doch zum Stadion. Um 10 Uhr waren wir da, eigentlich war alles – wie immer – perfekt organisiert vom FC Bayern. Nach eineinhalb Stunden aber hieß es: NEIN! Wir durften nicht aussteigen und wurden von Motorrädern und Autos der Polizei aus der Stadt eskortiert. 60 Kilometer vor die Tore von Paris.
Was haben Sie dort vorgefunden?
Mittlerweile waren auch andere Busse dort. Um uns herum waren große Zäune, der Weg zur Straße war von der Polizei versperrt. Circa 100 Polizeikräfte, mit Rüstung und Gummistöcken. Ich sage es ganz ehrlich: Man kam sich vor wie die Schwerverbrecher.
Gab es wirklich nur eine Toilette?
Es gab für uns vier Busse mit etwa 250 Personen eine Toilette und drei Pissoirs. Was aber noch schlimmer war: Es gab wirklich null Verpflegung. Wir haben uns untereinander ausgeholfen, mit Würstchen und Getränken. Immerhin war schönes Wetter (lacht). Die Stimmung war also gut.
Wie lange mussten Sie auf der Mautstelle ausharren?
Wir waren gegen 12 Uhr dort und durften gegen 17 Uhr los in Richtung Stadion. Um 18 Uhr waren wir dann am Gästeparkplatz. Der schöne Tag in Paris, auf den wir uns so gefreut hatten, ist leider ausgefallen. Genau wie der Dialog mit den einheimischen Fans, den wir sehr schätzen.
Bedenken gab es um die Lenkzeiten der Busfahrer. Wie war das in Ihrem Fall?
Da muss ich die Fanbetreuung des FC Bayern explizit loben. Sie haben alle Busse abtelefoniert und sich nach der jeweiligen Situation erkundigt. In unserem Fall war es stemmbar, denn wir hatten zwei Busfahrer und einen Mann unter den Fans, der ebenso einen Bus fahren darf. Auf der Heimfahrt also gab es keine Verzögerung. Was dennoch nicht schön war: Erst 150 Kilometer vor Paris konnten wir einen Rastplatz anfahren. Bei allen anderen stand die Polizei und hat uns nicht reingelassen.
Sie reisen viel mit dem FC Bayern – ist Ihnen die Lust vergangen?
Nein! Auf keinen Fall. Aber das war schon ein Novum und total überzogen. Wir hatten noch nie ein Problem! Nicht in Trondheim, Anderlecht, Lissabon, Porto, London, Manchester, Glasgow, Moskau, Kiewoder Madrid. Und ich habe schon Bedenken, dass das der Beginn eines langen Rattenschwanzes ist.
Inwiefern?
Wenn dieses Vorgehen Schule macht, wäre es kontraproduktiv. Denn dann müssen sich Auswärtsfans Schlupflöcher suchen, die es zweifellos gibt. In mir drin herrscht ein Riesenunverständnis. Ich frage mich bis heute: Warum?
INTERVIEW: HANNA RAIF