Im Stile eines Champions

von Redaktion

Bayern entdeckt in Paris eigene Abwehrqualitäten: „Können kämpfen“

Applaus, Applaus: Harry Kane. © IMAGO/Yalcin

Wohin geht die Reise? Nach dem Sieg gegen PSG scheint alles möglich. Bisher findet sich niemand, der die Bayern stoppen kann. © Kara/Imago

Paris – Über dieses Spiel gab es keine zwei Meinungen. Aber trotzdem hallen die Worte eines Chefs immer besonders nach. So auch jene, die Jan-Christian Dreesen in der Nacht zum Mittwoch im „Four Seasons Hôtel George V“ von Paris ins Auditorium rief. „Was für ein Kampf!“, sagte der CEO des FC Bayern nach dem 2:1 (2:0) gegen Paris Saint-Germain und sprach aus, was auf dem Mitternachtsbankett alle mächtig stolz machte: „Diese Spieler kämpfen füreinander, jeder will gewinnen – es war eine außergewöhnliche Mannschaftsleistung.“

In der Tat war es beeindruckend gewesen, was die Bayern im Prinzenpark geboten hatten. Joshua Kimmich antwortete kurz und deutlich mit einem. „Ja“ auf die Frage, ob die erste Halbzeit die beste in seiner Zeit beim FC Bayern gewesen sei. „Gegen einen Gegner auf so einem hohen Level mit so einer Art und Weise Fußball zu spielen und denen so weh zu tun, hat sich sehr gut angefühlt.“

Auch Dreesen sagte über die Top-Leistung in den ersten 45 Minuten: „Wir hätten durchaus drei oder vier Tore schießen können.“ Dann aber grätschte Luis Diaz jedoch Achraf Hakimi um und sah die Rote Karte. Die Statik des Spiels war mit einem Schlag verändert, statt anzugreifen mussten die Münchner die gesamte zweite Halbzeit in Unterzahl verteidigen. Sie machten es bravourös: „In der zweiten Halbzeit haben wir hart gekämpft und gezeigt, dass wir nicht nur Tore schießen, sondern auch verteidigen können“, sagte der Boss. Der sichtlich glückliche Sportvorstand Max Eberl zog gleich Lehren für die Zukunft. „Und was für uns jetzt wieder ein weiterer Schritt ist: Wir wissen, wenn wir mal nur verteidigen müssen, dass wir das auch können. Deswegen bedeutet der Sieg heute nicht nur schöne drei Punkte, sondern ist auch richtig viel wert.“

Der Rekordmeister sendete mit diesem Erfolg ein deutliches Signal an die europäische Konkurrenz. Schließlich wird die Münchner Abwehr in der Bundesliga kaum gefordert. Und so bestand trotz der historischen 15 Startsiege immer noch ein leiser Restzweifel, ob die Abwehr des Rekordmeisters auch gegen internationale Spitzenteams bestehen kann.

Die Antwort nach der Partie in Paris muss lauten: Das kann sie – und macht die Münchner damit automatisch zu einem Titelkandidaten. Joshua Kimmich trat dennoch auf die Euphoriebremse: „Es ist jetzt viel zu früh, darüber zu sprechen. Es waren schon viele Mannschaften im November sehr gut in Form“, so der 30-Jährige. „Am Ende entscheidet dann, wie man im März, April, Mai in Form ist. Heute konnten wir eine andere Facette zeigen – die wir über die Saison gesehen aber auch noch oft brauchen werden.“

Bis dahin wartet auf den FCB in der Champions League gleich der nächste Brocken: Am 26. November tritt der Rekordmeister im nächsten Gipfeltreffen bei Arsenal London an, die die Premier-League- und Champions-League-Tabelle (punktgleich mit Bayern) anführen und am Dienstag mit 3:0 gegen Slavia Prag gewannen. Kimmich freut sich schon auf den nächsten Härtetest: „Da können wir dann ein weiteres Mal sehen, wo wir stehen.“

Nach dem 16. Sieg im 16. Saisonspiel lautet die Antwort: Ganz weit oben – und jetzt wissen die Münchner auch noch, wie man gegen Topteams verteidigen muss. V. TSCHIRPKE

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