Es war kein Zufall, wie sehr Vincent Kompany nach Abpfiff in Paris jubelte. Hatte der Trainer vor der Partie noch angekündigt, dass es „nur“ um drei Punkte ginge und eben nicht um ein Prestigeduell um die Vorherrschaft im europäischen Fußball, merkte man dem Coach nach Schlusspfiff die Erleichterung an: Der FC Bayern hat endlich mal wieder ein absolutes Weltklasseteam geschlagen – und seine Startserie nun endgültig vergoldet.
Schließlich waren die vorherigen 15 Siege zum Saisonbeginn historisch und beileibe nicht als selbstverständlich anzusehen. Das Problem lautete allerdings, dass am Ende der Saison nicht danach gefragt wird, ob der FC Bayern nun im März, Februar oder April die Meisterschaft eintütet. Für die Einordnung der Saison ist das Abschneiden in der Champions League relevant – und dort wartete nun mit Paris Saint-Germain das höchste Kaliber, das der Weltfußball aktuell zu bieten hat.
Und so war es beeindruckend zu sehen, wie dominant die Münchner in den ersten 45 Minuten auftraten und beinahe noch höher hätten führen müssen. Viel wichtiger ist aber die Erkenntnis der zweiten Hälfte: Selbst gegen eine der weltbesten Offensiven ist man in der Lage, eine knappe Führung über die Zeit zu bringen – zur Not auch in Unterzahl.
Das könnte für die Münchner noch wichtig werden. Schließlich stimmt der alte Fußballspruch, dass die Offensive zwar Spiele gewinnt, die Defensive dafür aber die Titel holt. Wann immer der FC Bayern in den letzten Jahren international ausgeschieden ist, lag das kaum an der zu schwachen Offensive. Gegen Inter Mailand im vergangenen Viertelfinale oder im Jahr zuvor gegen Real Madrid waren es defensive Schwächen, die am Ende das Weiterkommen kosteten.
Daher darf sich der Rekordmeister – so paradox das klingt – darüber freuen, in Paris keinen Kantersieg eingefahren zu haben, der bis zur Roten Karte in der Luft lag. Dieser knappe Erfolg samt erfolgreicher Defensivleistung zeigte nämlich, dass die Mannschaft in diesem Jahr gereift ist – und nun endgültig zum engen Favoritenkreis für den Champions-League-Titel zählt. Wenn es bis Mai so weitergeht.