ZUM TAGE

Kompany braucht keinen Pep-Weg

von Redaktion

Die Bayern sind doch verwundbar

Die Sache mit den Vergleichen gehört im Fußball dazu – nur: Vincent Kompany hat sie auf eine neue Stufe gehoben. Wer keine eineinhalb Jahre im Amt ist, aber bereits in einem Atemzug mit Jupp Heynckes und Pep Guardiola genannt wurde, hat ziemlich schnell ziemlich viel ziemlich richtig gemacht. Die Fallhöhe wird stetig tiefer, und vielleicht war die nun gerissene Siegesserie – und der damit verpasste eingestellte Bundesliga-Start-Rekord – daher genau die richtige Antwort auf all die „Vinnie macht‘s wie Pep“-Schlagzeilen der vergangenen Woche. Sie lautet: Vinnie macht sein Ding auf seine Weise. Und ist für die Konkurrenz nicht unbedingt eine bessere Nachricht.

Dass es irgendwann passieren würde, war zu erwarten. Deshalb lohnte sich am Samstag, als die Sonne in Berlin untergegangen und der erste Bayern-Dämpfer der Über-Saison verbrieft war, ein Blick auf die Details im Umgang mit dem Mini-Rückschlag. War da ein Team, das frustriert durch die Katakomben stapfte? Gab es Schuldzuweisungen? Oder gar Ausreden? Und noch dazu einen Trainer, der mit dem Finger auf sein Team zeigte? Gute 60 Minuten zwischen Abpfiff und Abreise reichten, um all diese Fragen mit einem beherzten Nein zu beantworten. Die Bayern können das Geschehene einordnen – und werden ihre Lehren daraus ziehen.

Sinnbildlich dafür steht der Trainer, der seine Worte passenderweise an einem in der Politik üblichen, im Fußball seltenen Stehpult an die Fußball-Republik richtete. Es klang eine Mischung aus klarer Sicht auf die Dinge, Stolz über den späten Ausgleich und Erkenntnissen für die Zukunft durch; nicht unkritisch, aber genauso wenig anklagend. Da stand ein Mann, der sich aus Frust weder das Gesicht zerkratzt hatte (Guardiola) noch beleidigt war (Nagelsmann) oder gar einzelne Spieler kritisierte (Tuchel). Anders als die zum Hochjubel neigende Branche weiß Kompany nämlich ganz genau, dass zu einem erfolgreichen Weg auch Rückschläge gehören.

So viel Spaß das Dauer-Siegen auch gemacht hat: dass die Super-Serie nun Vergangenheit ist, kann noch wichtig werden. Die Saison ist lang, ein Dauer-Hoch unwahrscheinlich. Frag nach bei Guardiola! Er wurde 2015/16 zwar Meister – aber in der Champions League war im Halbfinale Endstation.

Artikel 1 von 11