Kaum ein Durchkommen: Kane in Berlin. © IMAGO
Treffer ins Bayern-Herz: Nach dem 2:1 von Danilho Doekhi sah Union sogar wie der Sieger aus. Es wäre nicht unverdient gewesen. © Koch/IMAGO
Berlin – Kleine Bundesliga-Stadion erfordern besondere Maßnahmen – und so mussten sich die Pressevertreter am Samstag im Stadion an der Alten Försterei gedulden. Der Arbeitsraum war auch zwei Stunden vor Anpfiff noch belegt, denn an den Tischen, an denen später Laptops aufgeklappt und Kameras aufgestellt wurden, schwor Union-Trainer Steffen Baumgart sein Team auf die Mammut-Aufgabe FC Bayern ein. Die Teambesprechung zog sich – aber sie trug Früchte. Das 2:2 (1:1) gegen den bis dahin ungeschlagenen Branchenprimus war das Resultat einer „perfekten Leistung“, sagte der Coach hinterher – mit freundlichen Grüßen an den Rest der Liga.
Auch Bayern-Trainer Vincent Kompany lobte Berlin als „einen Gegner, der alles richtig gemacht hat“. Ein Satz, den man in zweierlei Richtung interpretieren kann. Zum einen wissen die Bayern, worauf es ankommt, wenn sie in vier Wochen wieder in der Alten Försterei gastieren und um den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals kämpfen. Und zum anderen sollte der Rest der Fußball-Republik hellhörig werden. Seit Samstag, 17.29 Uhr, weiß man, dass es ein Rezept gibt, um den Über-Bayern wehzutun. Es besteht aus einer Mischung aus Aggressivität, Kampfgeist, Mut und hohem Pressing. Und wird garniert von langen Bällen und guten Standards. Klingt simpel, oder?!
Kompany hatte schon nach dem 2:1 in Paris geahnt, was ihn in der Hauptstadt erwarten würde. „Ich habe drei Tage meine Spieler, die Presse und alle anderen darauf vorbereitet. Denn ich war der Einzige, der das geglaubt hat“, sagte der Coach. Kimmich lobte den Auftritt von Union als „bemerkenswert, dass man diese Art und Weise des Fußballs jede Woche auf den Platz bringt. Das ist sehr unangenehm für uns heute gewesen.“ Zumal Kompanys Elf absolut nicht ins Spiel kam: „Die erste halbe Stunde war viel zu wenig von uns.“
Viele zweite Bälle gingen an Union, die Kulisse und 22 012 ohrenbetäubende Fans taten ihr Übriges. Und selbst wenn Bälle geklärt wurden, monierte Kompany, „sind wir nicht Vollgas hinter den Ball gekommen“. Der Geniestreich von Luis Diaz war Gold wert, aber erst in den letzten zehn Minuten glaubte man wirklich an eine Wende. Auch die Unioner Konter-Taktik in der zweiten Halbzeit tat den Bayern nämlich weh. Immerhin reiste Kimmich mit der Erkenntnis nach Hause: „Es braucht momentan viel, um uns zu schlagen. Es ist nicht einfach, man muss 97 Minuten überstehen. Für uns war es wichtig, dass wir das Spiel nicht verlieren.“
Kompany hätte am liebsten „in drei Tagen nochmal hier gespielt“. Bis zum 3. Dezember muss er sich gedulden. Das Wort Generalprobe wollte der 39-Jährige nicht in den Mund nehmen, aber Manuel Neuer sprach von einer „Top-Vorbereitung für uns“. Diejenigen, die noch nie bei Union waren, sind jetzt gewarnt: „Wir wissen, was uns erwartet.“ Es soll nicht „dasselbe Spiel“ sein, denn Verlängerung will niemand. Wobei Doekhi, der Mann des Tages, das anders sieht. Sein Plan: „Nochmal so machen.“HANNA RAIF