Kader-Krach statt Wohlfühloase

von Redaktion

DFB-Nominierungen sorgen für heftige Diskussionen

Bundestrainer Julian Nagelsmann sprach in Wolfsburg Klartext. © Steinbrenner/Imago

Wolfsburg – Es gab Zeiten, da schien die Nationalmannschaft wie eine Auffangstation für Spieler, die im Verein eine schwierige Phase durchlebten. Gestandene Weltmeister wie Lukas Podolski, Mesut Özil oder sogar Thomas Müller päppelte der damalige Bundestrainer Joachim Löw regelmäßig auf und schaffte für seine altgedienten Stars regelmäßig eine Wohlfühloase.

Julian Nagelsmann handhabt das im Hinblick auf die verbleibenden zwei WM-Qualifikationsspiele gegen Luxemburg und die Slowakei anders – und strich einiges an Stammpersonal aus dem Kader. Unter anderem die Mittelfeldspieler Pascal Groß und Robert Andrich sowie Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt. Für die heftigsten Diskussionen sorgte die Nicht-Berücksichtigung des Stuttgarter Mittelfeld-Strategen Angelo Stiller. „Der Spieler hat null Verständnis, seine Kollegen haben null Verständnis, ich habe dafür null Verständnis. Wenn wir das Leistungsprinzip ausrufen, dann muss Stiller Teil der Nationalmannschaft sein“, polterte etwa Stefan Effenberg im „Doppelpass“ und forderte eine Erklärung.

Die gab es vom Bundestrainer am Montag-Mittag in Wolfsburg – und die Argumentation klang plausibel: „Es geht um das Gleichgewicht. Und aktuell sehe ich Felix Nmecha und Aleksandar Pavlovic einen Tick weiter vorne dran.“ Was Nagelsmann meint: Beim Oktober-Lehrgang hatte er insgesamt fünf Sechser nominiert, von denen drei nicht eine Minute gespielt hatten. Unter anderem Stiller: „Da hat das Gleichgewicht nicht gestimmt!“

Darum hat der Bundestrainer auf weiteres Mittelfeld-Personal verzichtet und mehr Offensivkräfte nominiert. So wie Leroy Sané. Der Flügelstürmer von Galatasaray Istanbul ist beim DFB allerdings auf Bewährung! „Er weiß, dass es nicht mehr unzählige Chancen gibt, sich auf Nationalmannschaftsebene zu beweisen, zumindest unter meiner Führung.“ Nagelsmann nahm bei dieser Personalie kein Blatt vor den Mund und verriet, dass er mit der Leistung von Sané in der bisherigen Saison noch nicht 100 Prozent zufrieden sei: „Wenn wir auf der Position sechs, sieben Spieler zur Auswahl hätten, hätte er es deutlich schwerer.“ Worte, die sich Sané zu Herzen nehmen sollte.

Der Druck für das gesamte Team ist groß: Nur mit zwei Siegen kann eine „Extrarunde“ vermieden werden. „Wir haben keine weitere Möglichkeit für einen Ausrutscher, weil wir uns den schon genehmigt haben. Deswegen müssen wir beide Spiele gewinnen“, fordert Nagelsmann. Für den 38-Jährigen gab es eine Ansage von oben. „Ich erwarte ganz klar, dass wir die beiden Spiele gewinnen und damit auch die Gruppe, sodass wir idealerweise in den Lostopf 1 kommen und bei der Auslosung dann Klarheit haben und nicht in irgendwelche Qualifikationsrunden müssen“, forderte Präsident Bernd Neuendorf. M. BONKE, P. KESSLER

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