Schöne Tage in Landshut: Sandra Abstreiter mit dem Deutschland Cup unterm Arm. © DEB/City-Press
Landshut – Den Sommer verbrachte Sandra Abstreiter überwiegend in Kanada. Weil es da Eis zum Trainieren gibt. Sie hatte gerade eine Stunde mit anderen Frauen hinter sich, als die Jungs auf der anderen Fläche fragten, ob sie sich bei ihnen ins Tor stellen wolle, denn sie hatten keinen Keeper. Die Jungs waren Spieler aus der NHL, der bekannteste von ihnen Macklin Celebrini von den San Jose Sharks, voriges Jahr der Nummer-eins-Draftpick der Profiliga (und in dieser Saison aktuell Vierter der Scorerwertung).
„Für die NHL-Spieler war es ein Skills-Training, für mich war es einfach nur intensiv“, blickt die 27-Jährige zurück, „doch ich habe es genossen, hatte eigentlich nur Spaß. Da konnte auch nichts Schlimmes passieren – selbst wenn jeder Schuss reingegangen wäre. Doch ich habe schon ein paar gehalten.“ Ihre Freunde hielten die Begegnung mit den NHL-Stars auf Videos fest, dennoch dauerte es, bis die Geschichte in die Heimat durchsickerte. Sandra Abstreiter machte kein großes Aufheben um ihr Training mit den Promis.
Seit acht Jahren ist Nordamerika der Lebensmittelpunkt der Freisingerin. 2017 ging sie rüber, um am College Eishockey zu spielen. 2023 wurde die Profiliga PWHL ins Leben gerufen, nun kann sie mit ihrem Sport auch Geld verdienen. Allerdings: Es ist ein hartes Geschäft. In der ersten Saison in Ottawa kam sie an der weltbesten Torhüterin Everance Maschmeyer nicht vorbei, durfte lediglich 116 Minuten bestreiten. In der zweiten Saison hatte sie keine einzige, war bei Montreal Victoire die Nummer drei. „Damals ging ich ohne Vertrag ins Camp. Nun aber habe ich den Vertrag, muss mir keinen Stress machen und bin die Nummer zwei. Oder die 1 a.“ Ein ganzes Jahr lang hatte sie nur die Länderspiele mit Deutschland. „Ich glaube, ich habe aus der Situation, nur Training zu haben, das Maximum herausgeholt.“ Sie hofft auf Spiele in der PWHL.
Den Deutschland Cup, 20 km von Freising entfernt, genoss sie – doch am Sonntag ging es schon wieder nach Montreal, am Montag begann das Camp, auf das sie den Sommer hinarbeitete. Dass eine Frau als Torhüterin in der NHL mithalten könnte, dieser Meinung ist sie übrigens „definitiv nicht“, das gelte auch für die DEL2 und Oberliga, wo es schon Pionierinnen wie Viona Harrer und Jennifer Harß gab. „Frauen-Eishockey entwickelt sich weiter, aber die Männer werden auch immer besser.“GÜNTER KLEIN