„Studieren? Habe ich gehasst“

von Redaktion

Olympionikin Alexandra Wenk über ihre Schwimmschule und einen speziellen Rekord

Ex-Schwimm-Profi Alexandra Wenk unterrichtet Anfänger und Profis. © Instagram/Wenk

München – Die Münchnerin Alexandra Wenk feierte als Schwimmerin große Erfolge: Mit der Staffel gewann sie WM-Bronze und EM-Gold, nahm zweimal an Olympischen Spielen teil und hält noch heute den deutschen Rekord über 200 Meter Lagen. Nun gibt die 30-Jährige ihr Wissen in ihrer eigenen Schwimmschule weiter. Im Interview erzählt sie, wie es dazu kam, was die Besucher am Sonntag beim Münchner Wassersportfestival erwartet und wem sie ihren Rekord zutraut.

Frau Wenk, während Ihrer Zeit als Schwimmerin haben Sie mit einem Wirtschaftspsychologie-Studium begonnen. Wie dankbar sind Sie heute, dass Sie sich früh mit der Zeit danach beschäftigt haben?

Da bin ich wirklich sehr dankbar. Bereits zwei Jahre nach meinem Karriereende 2021 konnte ich das Studium abschließen. Darauf bin ich sehr stolz, das Studieren habe ich nämlich auf den Tod gehasst. Ich war nie der Typ, der gerne gelernt hat, habe immer lieber praktisch gearbeitet. Deshalb habe ich auch sofort nach meinem Karriereende bei meinem damaligen Sponsor Arena als Sales Managerin angefangen und dort bis vor wenigen Monaten gearbeitet.

Wie ging es beruflich danach für Sie weiter?

Mittlerweile arbeite ich bei Stackfield, ebenfalls als Sales Managerin. Ich mache also etwas ganz anderes, als ich eigentlich studiert habe. Ich bin aber trotzdem froh, dass ich das Studium nachweisen kann.

Gemeinsam mit drei Freundinnen betreiben Sie seit Januar außerdem die Schwimmschule Swimunity. Wie kam es zu der Idee?

Das Schwimmen hat mein Leben so viele Jahre lang geprägt, da möchte ich meine Erfahrungen gerne weitergeben. Ich liebe es nach wie vor, Zeit in der Schwimmhalle zu verbringen. Mittlerweile macht es mir sogar mehr Spaß, andere zu unterrichten als selber meine Bahnen zu ziehen.

Mit Ihren beiden Jobs haben Sie sicher eine Menge zu tun. Wie sieht denn Ihr typischer Alltag aus?

Heute hat mein Wecker um 5.30 Uhr geklingelt. Gleich in der Früh habe ich eine Stunde bei Blackbike geleitet, also eine Art Indoor-Cycling-Training. Ich liebe es, mit Sport in den Tag zu starten. Anschließend bin ich zur Arbeit gefahren. Nach Feierabend ging es dann direkt in die Schwimmhalle, wo ich einen Schwimmkurs für Kinder gegeben habe. Gegen 21 Uhr war ich wieder zuhause.

Warum ist es Ihnen so wichtig, dass Kinder schwimmen lernen?

Für mich war das Schwimmen immer eine Selbstverständlichkeit. In den letzten Jahren habe ich aber gemerkt, wie viele Kinder das nicht können. Ich habe gelesen, dass es 2024 alleine in Bayern 70 tödliche Badeunfälle gab. Das ist eine erschreckende Zahl, an der ich etwas ändern möchte. Schwimmen ist eben nicht nur ein Sport, um Medaillen zu gewinnen. Schwimmen kann Leben retten.

Dazu passt auch das Münchner Wassersportfestival am Sonntag in der Olympia-Schwimmhalle, bei dem Sie Botschafterin sind. Worauf dürfen sich die Besucher freuen?

Den ganzen Tag wird es die Möglichkeit geben, mehr als 20 verschiedene Wassersportarten kostenlos auszuprobieren. Dazu zählen beispielsweise Wasserball, das Tauchen oder SUP-Yoga. Die Turmspringer werden außerdem eine Show aufführen. Mit der Schwimmschule werden wir am Nachmittag ein Schwimmtraining für fortgeschrittene Kinder anbieten. Da werde ich dann ganz viele Tipps geben.

Lassen Sie uns noch einen Blick auf die deutsche Schwimmelite werfen. Es läuft wieder richtig gut, bei der WM in Singapur Ende Juli gab es die beste Bilanz seit 2009. Wie aktiv verfolgen Sie das Ganze noch?

Bei der WM habe ich mir die meisten Wettkämpfe angeschaut. Es ist toll zu sehen, dass der deutsche Schwimmsport wieder auflebt. Mit einigen meiner ehemaligen Kollegen habe ich viel Kontakt, Leonie Beck ist eine gute Freundin von mir.

Über 200 Meter Lagen halten Sie noch immer den deutschen Rekord. Was bedeutet der Ihnen und könnten Sie sich vorstellen, bald abgelöst zu werden?

Der bedeutet mir eine ganze Menge. Ich habe jahrelang so viel in den Sport investiert, dieser Rekord ist da eine schöne Belohnung. Besonders freuen würde ich mich, wenn Noelle Benkler mich eines Tages ablöst. Als ich früher in Regensburg trainierte, habe ich sie oft in der Schwimmhalle gesehen. Damals war sie noch total klein und hat immer so ein bisschen zu mir aufgeschaut. Ich habe ihr sogar einige meiner Badeanzüge gegeben. Es wäre eine runde Sache, wenn sie den Rekord knackt. Ich traue es ihr auf jeden Fall zu.

INTERVIEW: PAULINE ZAPP

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