Das Dilemma um das deutsche Tor lässt sich leicht zusammenfassen. Es gibt vier Keeper, die einen soliden Job erledigen, aber nicht zur Weltspitze gehören. Es gibt einen Torwart (Marc-André ter Stegen), der als langjähriger Kapitän des FC Barcelona die nötige Qualität und Erfahrung mitbringen würde, aktuell aber verletzt ist und keinen Stammplatz in Sicht hat. Und es gibt Manuel Neuer, der immer noch der beste deutsche Torwart ist, aber nicht spielen will – zumindest offiziell.
Noch vor ein paar Wochen sagte er: „Fakt ist, dass ich mich ja dafür entschieden habe, nicht mehr für die Nationalmannschaft zu spielen.“ Nun muss man kein Verschwörungstheoretiker sein, um sich vorstellen zu können, dass diese Entscheidung sich nochmal ändern könnte und Neuer und der DFB schlicht darum bemüht sind, ein mediales Dauerthema möglichst klein zu halten. Die Debatte um eine Neuer-Rückkehr hat trotzdem einen Haken. Sie wird nämlich durchgehend unter der Prämisse geführt, dass Neuer fit und in Form bleibt und seelenruhig auf den Anruf des Bundestrainers wartet – und dass ter Stegen parallel weiter keinen Fußball spielt. Das kann sich ab dem Winter jedoch leicht ändern. Ter Stegen, der als Nachfolger und Nummer eins eingeplant war und ist, muss dafür sorgen, auf möglichst hohem Niveau Spielzeit zu bekommen. Wenn ihm das gelingt, sollte er eine faire Chance bekommen – schließlich war er noch vor zwei Jahren Spieler des Jahres in Spanien und wäre (in Topform) eine sehr gute Wahl, die ebenfalls zukunftsgerichtet ist.
Wenn er keine Spielzeit kriegt oder schlicht nicht mehr in Form kommt, muss es der DFB bei Manuel Neuer versuchen. Bis dahin gibt es aber noch die große Ter-Stegen-Variable, die man nicht einfach ignorieren kann. Und wenn Neuer wider Erwarten absagt, hätte man immer noch vier solide Keeper in der Hinterhand, die den Job allesamt erledigen könnten – aber eben nicht zur Weltspitze gehören.