So stand‘s nach einer Stunde – und sollte einer der 15 407 Zuschauern früher gegangen sein, hat er was verpasst. © IMAGO
Prominenter Besuch: Auch Präsident Hainer, Sportdirektor Freund und Männertrainer Kompany (r.) waren vor Ort. © FCB
Späte Siege sind die schönsten: Die Bayern-Frauen umjubeln 3:2-Schützin Glódís Viggósdóttir. © IMAGO / Christian Einecke
München – Das zwischenzeitliche 0:2 durch Arsenals Spanierin Mariona weckte bei Georgia Stanway böse Erinnerungen. „Als wir das zweite Tor kassiert haben, dachte ich: ‚Oh Gott, jetzt passiert das schon wieder!‘“, sagte die Engländerin und spielte auf das 1:7 beim FC Barcelona zum Auftakt der Champions League an. Gerade einmal 23 Minuten waren am Mittwochabend gespielt, da lagen die Frauen des FC Bayern in der Allianz Arena bereits mit zwei Toren gegen die amtierenden Champions-League-Siegerinnen zurück. Die nächste Pleite gegen ein europäisches Top-Team drohte, eine Stunde lang schien die Mannschaft gegen Arsenal chancenlos. Doch dann wechselte Trainer José Barcala durch, er brachte Pernille Harder, Alara und Arianna Caruso – und plötzlich kippte die Partie. Alara (67.), Harder (80.) und Kapitänin Glódís Viggósdóttir (86.) schossen einen 3:2-Sieg heraus. Durch das bemerkenswerte Comeback haben die Bayern-Frauen nun gute Chancen, in der Champions League weiterzukommen.
Noch wichtiger als die drei Punkte war allerdings der Schub für das Selbstbewusstsein, den der hart erkämpfte Sieg mit sich brachte. „Wir haben gezeigt, was für einen Charakter wir haben“, erklärte Georgia Stanway: „Es ist nicht das erste Mal, dass wir einen Rückstand gedreht haben. Heute haben wir einmal mehr unter Beweis gestellt, wer wir sind.“ Das Ziel der Bayern-Frauen ist es, auch in Europa zur Spitze zu gehören, in der Champions League möglichst bis ins Halbfinale oder Finale vorzustoßen. Nach der Niederlage in Barcelona wuchsen zumindest im Umfeld die Zweifel, ob das tatsächlich möglich ist. Mit dem Sieg gegen Arsenal unterstrichen die Bayern-Frauen nun ihre Ambitionen. „Wir sind nach wie vor davon überzeugt, wir haben so viel Qualität im Kader. Wir haben heute – wenn auch nicht über 90 Minuten – eindrucksvoll bewiesen, dass wir in der Lage sind, ganz oben mitzuspielen“, stellte Bianca Rech, die Direktorin der Frauen-Abteilung, fest.
„So ein Sieg tut sehr gut. In der Tabelle, aber auch für unser Selbstbewusstsein“, sagte Klara Bühl, die mit ihrer Flanke den späten Siegtreffer vorbereitet hatte: „Es fühlt sich noch unwirklich an. Man kann noch gar nicht glauben, was passiert ist.“ Ähnlich dürfte es auch den Fans in der Allianz Arena gegangen sein, 15 407 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten die Partie im Fröttmaninger Fußballtempel, darunter Präsident Herbert Hainer, Männer-Trainer Vincent Kompany und Sportdirektor Christoph Freund. Auch wenn die Oberränge leer blieben, war die Stimmung gut, die Bayern-Fans trieben die Mannschaft in der spannenden Schlussphase förmlich an und feierten sie nach Abpfiff ausgiebig. Der Glaube, in Europas Spitze mitspielen zu können, ist zurück, das 1:7 von Barcelona endgültig abgehakt.CHRISTIAN STÜWE