Jubeln kann er schon: Gelingt Karl auch schnell sein erstes U21-Tor? © Mohr/IMAGO
Eingewöhnungszeit brauchte Lennart Karl in der Bundesliga nicht. Seine Unbekümmertheit kommt an – nur nicht bei den Gegnern. © Goldberg/IMAGO
Fürth – Dass Lennart Karl große Töne spucken kann, weiß man seit seinem ersten Auftritt. Mit der Mega-Ansage, den FC Bayern zur Meisterschaft führen zu wollen, ist das 17-jährige Kronjuwel in die Saison gestartet – vor seinem Debüt im Trikot der deutschen U21 an diesem Freitag (18 Uhr /Sat.1) gegen Malta zeigt er sich nun ähnlich offensiv. In einem Interview auf dfb.de sagt Karl: „Eine meiner Stärken ist, keine Angst vor Gegenspielern zu haben – egal, wie alt diese sind.“
Eine gute Voraussetzung, wenn man gerade als jüngster Spieler in den Kader von Antonio di Salvo berufen wurde. Denn darauf, dass Karl ohne Furcht auflaufen wird, kann sich der Coach verlassen. Natürlich, führte er aus, habe er, „vor allen Gegenspielern Respekt, dennoch versuche ich, immer ganz normal Fußball zu spielen. So kann man seine Qualitäten am besten zeigen.“ Zu sehen Woche für Woche im Trikot des FC Bayern, wo Karl bereits viermal in der Startelf stand – und auf zwei Treffer und einen Assist kommt.
Vincent Kompany setzt dosiert auf den Shootingstar, der Trainer des FC Bayern ist bemüht, den Hype um Karl nicht zu groß werden zu lassen. Und liest man Karls Worte im ersten großen DFB-Interview, wirkt auch er reflektiert. Sein Tipp an Nachwuchsspieler: „Immer Vollgas geben“, auch er trainiere selbst an Tagen, an denen er eigentlich frei habe. Zudem lernt Karl viel von seinen offensiven Mitspielern: „Gerade was die Bewegungen von Michael Olise und Luis Díaz betrifft. Natürlich kann man sich Dinge abschauen, aber man muss auch seine eigenen Stärken zeigen.“ Wo diese liegen, weiß die Bundesliga inzwischen nur zu gut. Karl nennt „viel Speed und einen schnellen Antritt. Die meisten meiner Gegenspieler wissen bereits, dass ich auch gerne nach innen ziehe. Irgendwie komme ich manchmal trotzdem vorbei.“
Beobachter sprechen gerne vom „Arjen-Robben-Move“, wenn Karl von der rechten Seite in die Zentrale zieht. Dabei verrät der gebürtige Unterfranke, war und ist sein Vorbild Lionel Messi: „Leider habe ich noch nicht gegen ihn gespielt.“ Andere große Namen allerdings gehörten schon zu seinen Gegenspielern. Über die ersten Startelf-Einsätze und Momente im Kader von Kompany sagt Karl: „Schön waren vor allem die Tore in der Champions League und Bundesliga, aber auch mein erster Assist gegen die TSG 1899 Hoffenheim war wichtig für mich. Diese Dinge gehen mir nicht aus dem Kopf.“
Sie beflügeln ihn bisher – und im U21-Trikot soll es freilich so weitergehen. Von der Nominierung erfuhr Karl während eines Arztbesuchs, rund um die beiden Spiele gegen Malta und vier Tage später in Georgien muss er sogar noch eine Prüfung nachschreiben, „das geht schon irgendwie“. Das Leben ist wild und intensiv als Schüler und bald Profi-Fußballer. An der Säbener Straße hat er zweimal pro Woche eine Stunde Nachhilfe, sein größtes persönliches Ziel: „Mein Schulabschluss.“ Gleich dahinter: „Den Führerschein schaffen und mit 18 ein eigenes Auto haben. Damit wird alles einfacher.“
Und auf dem Platz? „Möchte ich einfach konstant meine Leistung zeigen.“ Das klingt vielleicht nicht wie eine Mega-Ansage, ist aber als solche zu verstehen. H. RAIF, M. BONKE