Vorne gesetzt: Woltemade (r.) soll liefern. © Taeger/Imago
Treffsicher: Das Hinspiel gegen Luxemburg gewann Deutschland 4:0. Ein ähnliches Ergebnis wäre diesmal auch wünschenswert. © Koch/Imago
Wolfsburg – Julian Nagelsmann machte bei der Trainingswoche vor den Toren von Hauptsponsor Volkswagen in Wolfsburg ernst: Der Bundestrainer nahm seine Mannschaft bei den Einheiten hart ran, teilweise wurde über zwei Stunden trainiert. Kein Wunder, immerhin darf sich die DFB-Truppe keinen Ausrutscher mehr erlauben – vor allem nicht gegen Fußball-Zwerg Luxemburg am Freitag (20.45 Uhr, RTL). Die drei Punkte sind für das weiter ungelöste Direkt-Ticket für die WM-Endrunde in den USA, Kanada und Mexiko fest eingeplant. Sollten die Deutschen im Großherzogtum Zähler liegen lassen, wäre die Ausgangslage für den Showdown am Dienstag in Leipzig gegen die Slowakei (20.45 Uhr, ZDF) nicht ideal.
Abwehrchef Jonathan Tah nahm seine Kollegen daher schon mal vorsorglich in die Pflicht: „Jeder ist gefordert, hier abzuliefern und Vollgas zu geben. Wir alle haben die Verantwortung, alles zu geben, um uns für das Turnier zu qualifizieren.“ Ähnliche Worte wählte der Bundestrainer bereits Anfang der Woche: „Wir haben keine weitere Möglichkeit für einen Ausrutscher, weil wir uns den schon genehmigt haben. Deswegen müssen wir die beiden Spiele gewinnen.“
Kurios: Während sich der Bundestrainer in der knallharten Quali-Gegenwart befindet, ist der eine oder andere Nationalspieler zumindest gedanklich schon in Amerika. „Wir haben diese Niederlagen gehabt, das frühe Ausscheiden in der Gruppenphase, Dinge, die in Deutschland sehr selten sind. Entsprechend groß ist der Hunger und die Gier, das zu ändern“, sagte Leon Goretzka im RTL-Interview und blickt auf die jüngsten Turnier-Blamagen zurück: „Klar, bei EM und WM haben wir nicht gerade gut ausgesehen, vor allem, wenn man es mit der Generation davor vergleicht, die da sehr erfolgsverwöhnt waren, die eigentlich immer das Halbfinale erreicht und natürlich auch 2014 den großen Titel gewonnen haben.“
Von diesen Erfolgen ist die aktuelle Nationalmannschaft weit entfernt. Vor allem in der Offensivabteilung hat Nagelsmann in seiner Analyse Verbesserungspotenzial ausgemacht: „Wir müssen gefährlicher werden!“ Im Angriff sieht der Nationalcoach einen großen Mangel, nicht nur wegen der langwierigen Verletzung von Regisseur Jamal Musiala. „Wir haben nicht allzu viele klassische Außenstürmer, die sich da sehr wohlfühlen und mit dem Ball am Fuß nach innen gehen“, sagte er, auch „auf der offensiven Achter- und Zehner-Position sind wir nicht so super gut besetzt“.
Das hat sich auf der Mittelstürmer-Position mittlerweile geändert – dank Nick Woltemade. Der Ex-Stuttgarter, der mit seinem neuen Arbeitgeber Newcastle in der Premier League für Furore sorgt, ist vorne gesetzt. Gerade gegen tief stehende Gegner wie Luxemburg oder die Slowakei kann seine Körperlichkeit den Unterschied im gegnerischen Strafraum machen. „Wir sind im Spiel gegen tief stehende Gegner ein bisschen zu träge gewesen“, findet Nagelsmann. Das soll sich schnellstmöglich ändern.MANUEL BONKE