Wichtigster Mann war lange Keeper Baumann. © IMAGO
Zum Wegschauen: Nagelsmann in Halbzeit eins. © IMAGO
Deckel drauf: Woltemade beim 2:0 – bis dahin brauchte es viel Arbeit. © Wunderl/IMAGO
Luxemburg – Die Ansprache in der Kabine des schnuckeligen „Stade de Luxembourg“ hatte Joshua Kimmich am Freitagabend zur Chefsache erklärt. Obwohl der Kapitän im fünften von sechs Qualifikationsspielen für die WM 2026 angeschlagen fehlte, heizte er seinen DFB-Kollegen mächtig ein. Seine Botschaft, „es geht nicht nur um den Sieg, sondern auch um die Art und Weise, wie wir spielen“, kam allerdings nur bedingt an. Das 2:0 (0:0) war ein hartes Stück Arbeit, bis Nick Woltemade doppelt traf. Eine Halbzeit lang musste man tatsächlich Angst haben, dass dieser Regen-Abend eine andere Wendung nimmt.
Der Auftritt im neuen WM-Trikot machte lange wenig Spaß, aber immerhin steht das Team von Julian Nagelsmann in der Tabelle der Gruppe A weiterhin ganz oben. Verliert man am Montag nicht gegen die Slowakei, ist man beim Turnier im kommenden Jahr sicher dabei. Die nackten Zahlen aber dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass auf dem Weg dorthin eine Menge passieren muss. Denn die Dominanz des Fußball-Zwerges war am Freitag zeitweise beängstigend. Nur Woltemade machte Spaß.
Nagelsmann hatte eine Elf auf den Platz geschickt, die dem Gastgeber eigentlich weit überlegen sein sollte. Drei Änderungen waren abzusehen gewesen: Die verletzten Kimmich und Schlotterbeck sowie der gesperrte Adeyemi wurden von Anton, Baku und Sané ersetzt. Und trotzdem war es das Team in Rot, das zunächst Alarm machte. Vor der Partie hatte es laut Schlager aus den Lautsprechern gegeben, nach Anpfiff machten die 9214 Zuschauer mächtig Lärm, weil Luxemburg mutig auftrat. Das gefiel allen, nur dem von Jonathan Tah angeführten DFB-Team nicht.
Die ersten Großchancen ging auf das Konto der Gastgeber. Mehrfach tauchte Daniel Sinani vor dem Kasten von Oliver Baumann auf, auch Aiman Dardari (18.) war nah am 1:0. Die Räume um den DFB-Strafraum waren zu oft schlecht besetzt, die Abstimmung passte nicht, Baumann musste häufig ran. Von einem Klassenunterschied war lange nichts zu sehen – im Gegenteil: Die DFB-Elf tat sich bemerkenswert schwer, im Strafraum von Luxemburg vorstellig zu werden. Lediglich der unsicher wirkende Wirtz (9./28.), Anton (13.) und Gnabry (26.) hatten Gelegenheiten. Aus guten Ansätzen wurde sehr oft sehr wenig gemacht. Und als endlich etwas mehr Schwung und Präzision im DFB-Spiel war, ertönte der Pausenpfiff (0:0).
Auch danach wollte Luxemburg das Spiel machen – endlich hatte Pavlovic etwas dagegen. Ein langer Ball erreichte Sané, der Woltemade bediente. Das 1:0 war nicht verdient, Martins war nah am Ausgleich. Aber Woltemade war über die Stationen Sané und Baku nochmal zur Stelle und der Deckel drauf. Das DFB-Spiel wurde sicherer, vor allem im Mittelfeld. Aber es blieb dabei: Ein Zeichen – wie von Kimmich gewünscht – war es nicht. Dass selbst der verhinderte Kapitän am Ende lachte, lag vor allem daran, dass die WM trotzdem in Sichtweite ist. Und das ist im Moment das einzige, das zählt.H. RAIF, M. BONKE