Vom Draxlhang auf die große Bühne

von Redaktion

Romy Ertl (18) startet erstmals im Ski-Weltcup – Ihre Namen empfindet sie als „Privileg“

Mit Shiffrin und Mama Martina in Sölden. © Instagram (3)

Romy: „Dieses kleine Mädchen fährt jetzt Weltcup.“

Der bisher größte Erfolg: 2024 bei Jugend-Olympia kurvte Ertl auf Rang drei. © Marklund/Imago

Levi/München – Was mit eineinhalb Jahren auf dem Draxlhang in Lenggries begann, findet am Samstag in Levi seinen vorläufigen Höhepunkt: Romy Ertl startet erstmal im Ski-Weltcup und tritt damit in die großen Fußstapfen ihre Mutter Martina. Die 52-Jährige gewann zweimal Gold und zweimal Bronze bei Weltmeisterschaften und zweimal Silber und einmal Bronze bei Olympischen Spielen.

Und Romy? Tauchte bisher hauptsächlich bei drittklassigen FIS-Rennen auf. Bei Jugend-Olympia vor einem Jahr bejubelte die 18-Jährige eine Bronzemedaille. In Finnland steht sie nun mit Athletinnen wie Lena Dürr und Mikaela Shiffrin am Start, damit gehe „ein richtig großer Kindheitstraum in Erfüllung“. Ihr berühmter Nachname ist für sie mehr Ansporn als Last. „Für mich ist es eigentlich nur ein Privileg, den Namen Ertl zu tragen“, so das Nachwuchstalent.

Der erste Einsatz bei den Großen kommt vielleicht ein wenig überraschend, aber beim deutschen Verband verfolgt man schon immer den Ansatz, die Jungen ins kalte Wasser zu werfen. Der relative einfache Hang in Lappland bietet dazu eine gute Möglichkeit. Zudem ist die Liste möglicher Zukunfts-Emporkömmlinge nicht unbedingt unerschöpflich lange.

Mutter Martina, die zwischen 1994 und 2003 insgesamt 14 Weltcup-Rennen gewann, ist seit den ersten Schwüngen fast immer dabei – ohne dabei zu viel kontrollieren, wie sie versichert. „Ich bin jetzt keine Helikopter-Mama, wenn die Mama immer Händchen hält, das funktioniert auch nicht.“ Auch sie weiß, dass ihre Tochter noch „Zeit“ braucht. Wunder-Dinge sind mit hoher Startnummer ohnehin nicht zu erwarten, vielmehr geht es darum, Weltcup-Luft zu schnuppern.

Letzter DSV-Heroe mit berühmten Eltern war Felix Neureuther (41), er brauchte ein paar Jahre, um sich von den hohen Erwartungen zu befreien. Auch Österreichs Weltcupsiegerin Nina Ortlieb (29, Papa Patrick war Olympiasieger) gelang dieses Kunststück.

Wie schwer der Weg an die Spitze aber auch sein kann, sieht man an Estelle Alphand (27). Vater Luc (60) gewann den Gesamtweltcup. Estelle wurde 2012 Junioren-Olympiasiegerin, doch im Weltcup reicht es meist „nur“ für Punkte, aber nicht für Topplatzierungen. Ähnlich geht es Erik (34) und Jeffrey Read (28) – Söhne von Ken Read (Kitzbühel-Champion und Teil der „Crazy Canucks“) und dem Schweizer Florian Fässler (21, Mama: Vreni Schneider).MATHIAS MÜLLER

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