Wo drückt der Schuh, Käptn?

von Redaktion

Verlaat beim Besuch im Landtag über seine Verletzung – und den auslaufenden Vertrag

Jesper Verlaat (Mitte) stand im Landtag Rede und Antwort.

Auf dem Weg zurück ins Team: Jesper Verlaat. © Sampics

München – Präsidenten waren da, Geschäftsführer, Sportchefs, Trainer. Am Donnerstagabend, bei der Fragestunde der Landtagslöwen, kam es zu einer Premiere: In Jesper Verlaat (29) trat erstmals ein Spieler vor den Politikern auf, zusammen mit Christian Dierl, einem der Vizepräsidenten. Für Verlaat war es eine Ehre – und ein Zeichen, wie sehr er vermisst wird.

Zahlen belegen seine Wichtigkeit: Elf Punkte holte 1860 in den sechs Spielen mit Verlaat (Schnitt 1,83), sieben in den acht Spielen ohne ihn (0,88). Seit seiner Verletzung geht‘s bergab mit dem Drittliga-Dino – wie vorige Saison, auch da nach einer Muskelverletzung des Kapitäns. Ohne Verlaat sind die Löwen nur halb so gut. Aber: Jetzt besteht Hoffnung auf ein baldiges Comeback. „Es geht voran, ich fühle mich gut“, sagte Verlaat im Landtag. Seit einer Woche ist er zurück auf dem Trainingsplatz: „Wenn‘s vor der Winterpause noch klappt, würde ich mich freuen.“

Richtig weg war er ohnehin nie. Auch verletzt blieb Verlaat nah am Team, verfolgte fast jedes Training und schleppte sich zu Terminen: Wiesn, Doku-Premiere, Derby in Regensburg. Auch deswegen ist er so beliebt – bei Mitspielern, bei Fans, bei großen wie kleinen Löwen. Dierl berichtete von einem Fanclubbesuch im Altmühltal: „Da waren auch ganz viele Kinder. Hinterher hab ich gesagt: Jeder soll mir seine drei Lieblingsspieler aufschreiben – dann kümmere ich mich um Autogrammkarten. Ratet mal, wer am häufigsten aufgeschrieben wurde? Unser Kapitän!“ Auch Dierl reiht sich in die Riege der Jessy-Fans ein: „Nicht nur spielerisch ist er enorm wichtig, auch wegen seiner Körpersprache als Führungsspieler.“

Verlaat und die Löwen – das hat sofort gematcht im Sommer 2022. Nicht ohne Grund nannte er seine Vertragsverlängerung als Highlight mit 1860 – bis 2026. Mama Cassandra gab damals den Rat: „Jesper, in München hast du ein schönes Paar Schuhe. Da muss schon ein besseres kommen, wenn du woanders hinwillst!“ Stellt sich die Frage: Passen die Schuhe immer noch? Eigentlich wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, erneut zu verlängern. Gerne hätten die Politiker von Manfred Paula erfahren, wie der Stand ist, doch der Geschäftsführer hatte den Landtagstermin kurzfristig abgesagt – und den Vizepräsidenten vorgeschickt.

Für Dierl, die Politiker und die Fans ist klar: Verlaat muss bleiben! Und was sagt der Löwen-Liebling selber dazu? „Das Thema ist noch nicht akut in meinem Kopf. Es ist kein Geheimnis, dass ich mich hier wohlfühle.“ Bei den Vertragsgesprächen 2024 habe er sich „vom Gefühl leiten lassen – so bin ich einfach gestrickt“. Ein Selbstläufer wird‘s diesmal trotzdem nicht. Nicht etwa, weil Verlaat im Juni 30 wird – den Drang, einen „letzten großen Vertrag“ auszuhandeln, spürt er weniger. Eher scheint es der Stillstand bei 1860 zu sein, der den Abwehrchef grübeln lässt. „Fußball ist auch Kopfsport“, sagte er. „Irgendwann gehen die vielen Achterbahnfahrten an die Birne.“

Ob die Löwen noch mal angreifen, hat Verlaat ja bald selber wieder in der Hand. Bezeichnend: Vor dem Spiel in Rostock, in dem er sich verletzte, belegte 1860 Platz zwei. Im Eiltempo ging‘s seither runter auf 14. Hoffnung macht, dass es im Frühjahr mit einem fitten Verlaat schnell wieder in die andere Richtung ging. Für ganz oben hat es am Ende zwar nicht mehr gereicht, aber Verlaat glaubt an das aktuelle Team. „In der Kabine stimmt‘s“, versicherte er im Landtag, „das kann ich bestätigen.“ULI KELLNER

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