Von dominantem Fußball ist die deutsche Nationalmannschaft derzeit so weit entfernt, wie Kanada-Legionär Thomas Müller von seinem Heimatdorf Pähl. Das war beim 2:0 der DFB-Elf in Luxemburg klar zu erkennen. Selbst nach der Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit hatte man stets das Gefühl, dass der krasse Außenseiter jederzeit in der Lage ist, einen Treffer zu erzielen. Angenommen, Deutschland löst am Montag das Ticket für die Weltmeisterschaft in den USA, Kanada und Mexiko, steht Bundestrainer Julian Nagelsmann gehörig unter Zeitdruck. Denn Problemzonen gibt es genügend.
Seit Kroos: Der Maschinenraum ist nicht besetzt
Von den Namen her ist die vermeintliche WM-Startelf weiterhin Weltklasse besetzt. Das betrifft sowohl die Abwehr um Joshua Kimmich, Jonathan Tah und Antonio Rüdiger als auch die Offensive mit Florian Wirtz, Nick Woltemade und Jamal Musiala. Das sieht im Mittelfeldzentrum jedoch anders aus. Es fehlt ein Stratege auf Top-Niveau, der Defensive und Offensive verbindet. Nicht umsonst feierte Toni Kroos bei der Europameisterschaft 2024 sein DFB-Comeback. Jetzt, im Spätherbst 2025, ist der Maschinenraum mal wieder führungslos.
Leon Goretzka ist – abgesehen von seinen starken Leistungen im Nations-League-Viertelfinale gegen Italien – weiterhin ein Schatten seiner selbst. Aleksandar Pavlovic kann eine Mannschaft (noch) nicht führen. Und Angelo Stiller ist derzeit außen vor, weil Felix Nmecha die Nase vorne hat. Die nicht nominierten Pascal Groß und Robert Andrich haben fußballerisch schlichtweg kein Top-Niveau.
Doch bis zum WM-Start wird nicht plötzlich ein neuer Mittelfeldstratege aus dem deutschen Fußballboden sprießen. Der Bundestrainer muss daher erfinderisch sein. Viele Möglichkeiten gibt es nicht mehr: Entweder die Rolle rückwärts von der Rolle rückwärts von der Rolle rückwärts und Joshua Kimmich ins Mittelfeld ziehen. Oder aus der Not eine Tugend machen und Jamal Musiala dort auflaufen lassen. Dass der Ausnahmefußballer auch diese Rolle beherrscht, hat er in der Vergangenheit bereits beim FC Bayern bewiesen. Sein Trainer damals: Julian Nagelsmann.