Wenn es im Fußball überschaubar dufte läuft – dann ist das ZDF der beste Sender der Welt. Denn Katrin Müller-Hohenstein hat den herzerwärmenden „Alles wird gut“-Blick drauf wie niemand sonst seit Mutter Beimer. Und Betriebs-Pfiffikus Christoph Kramer weiß: Wenn ein Fußballer wie ich Weltmeister werden kann, ist alles möglich. Und gestern war alles möglich. KMH träumte bei der Sause zur Pause schon arg übermütig vom „zweistelligen Sieg“.
Das Gedöns: Die fidele Fränkin begrüßte ihre Koryphäen Kramer und Mertesacker mit einem zünftigen „Juhuuuu“-Jauchzer. Sie glaubt an das Gute im Menschen und sogar im Bundestrainer. Ihr Motto im noblen Bogner-Anorak für 1.995 Euro, quasi beim Daunendrücken: „Heute wäre Zeit für ein gutes Zeichen.“ Das gab’s dann auch. Die ZDF-Lady irritierte lediglich, als sie über den illegalen Waffenbesitz von Nationalspieler Adeyemi befand, dass man sowas beim DFB „vermutlich gar nicht gebrauchen kann“. Es besteht also eine Restchance, dass man beim DFB sowas gebrauchen kann.
Die Sachverständigen: Seit Chris Kramer im ZDF Fußball erklärt, also seit 2018, hat die Nationalelf nichts mehr gerissen. Aber das muss Zufall sein. Denn der Bestsellerautor weckt mit seinem Sonnenschein-Optimismus Leute von den Toten auf (zumindest, solange sie noch nicht riechen). Er empfahl als Taktik: „Den Ball weg vom Tor halten.“ Das entspricht der ewigen Beckenbauer-Weisheit: „Geht’s raus und kriegt’s kein Gegentor!“ Weltmeister-Spezi Per Mertesacker befand, dass Kramer auch einer der berüchtigten Hätschel-Fußballer ist: „Du bist das zarte Pflänzchen.“ Gut, dass die beiden Kapazitäten nun auch bei der WM über die deutsche Elf debattieren.
Der Kommentator: Olli Schmidt hatte zunächst einen blöden Job. Er musste der Nation erklären, warum Bayern-Stars, die unter Vincent Kompany alles kurz und klein spielen, beim Kollegen Nagelsmann offenbar einen anderen Beruf ausüben. Den Sinn des Abends erklärte er so: „Es gilt letzte Bedenken zu beseitigen an der Zulassung zur Weltmeisterschaft.“ Die Tore beseitigten dann gottlob letzte Bedenken an der Zulassung, und Per Mertesacker entdeckte den Euphoriker in sich: „Die besten 30 Minuten, die ich je gesehen habe in letzter Zeit.“ Und zwar seit Langem und schon immer!