ZUM TAGE

Man kann nicht nur darüber hinwegwitzeln

von Redaktion

Adeyemis Waffenbesitz

Ist oder hat. Wörtchen mit drei Buchstaben nur – und doch verändert es die Bedeutung nachhaltig, welches man wählt.

Karim Adeyemi ist eine Waffe. Kein besonders schöner Satz, aber legitimer Fußballsprech, der zum Ausdruck bringen soll: Da gibt es einen Spieler, der dem Gegner gefährlich werden kann, und das ist für eine Offensivkraft Ausweis seiner Güte.

Karim Adeyemi hat eine Waffe. Da wird es dann auch inhaltlich unangenehm. Karim Adeyemi hat – oder nun wohl genauer: hatte – zwei Waffen. Einen Schlagring und einen Taser. Die Geschichte hat sich herumgesprochen: Illegaler Waffenbesitz, Strafbefehl, eine teure Angelegenheit auch für einen Großverdiener.

Die Justiz hat bereits gehandelt, in ihrem Rahmen, nun bleibt die Frage, wie der Arbeitgeber von Adeyemi, Borussia Dortmund, die Nationalmannschaft, also der DFB, und wie die fußballinteressierte Öffentlichkeit mit ihm und seinem Fall umgehen sollen. Die Fans entschieden sich für eine eher satirische Auseinandersetzung, waren sogar wunderbar kreativ: „Adeyemi mit Durchschlagskraft“, „Der Herr des Rings“, „Seine Stärke liegt im Eins gegen Eins“, „Sturmpartner gesucht, um eine schlagende Verbindung zu bilden“, „Im Waffenland USA wird er sich wohlfühlen“. Dazu gab es auch eine Portion Verachtung: Fußballer halt, oft in seltsamen Milieus unterwegs.

Ernsthaft mit dem Thema beschäftigen müssen sich der BVB und der DFB. Das Schlagwort (sorry) von der Vorbildfunktion eines Fußballers wird bisweilen überstrapaziert, aber ein Mindestmaß an wenigstens normalbürgerlichem Verhalten sollte man von hochbezahlten Stars einfordern dürfen. Sich auszurüsten wie ein Straßenschläger, das ist unangemessen. Genauso wie es nicht kommentar- und folgenlos hinzunehmen war, dass Marco Reus ohne die Qualifikation durch eine Führerscheinprüfung Auto fährt.

Wie weit sollen die Konsequenzen gehen? Um das maßvoll zu entscheiden, muss man die ganze Geschichte kennen. Es ist nicht auszuschließen, dass in ihr Bedrohung eine Rolle spielt, Angst, das Gefühl, sich schützen zu müssen. Schwer einzuschätzen, inwieweit das alles auch mit dem Umfeld von Karim Adeyemis Partnerin, der Rapperin Loredana, zu tun hat. Vielleicht braucht Karim Adeyemi in erster Linie Hilfe.

Jedenfalls: Er wird sich erklären müssen, auch im eigenen Interesse. Man wird über die Sache nicht einfach hinwegwitzeln können.

Artikel 1 von 11