Bester Auftritt: Volland beim 3:1 gegen Osnabrück. © Samp.
München – In der 35. Minute musste alles raus. Kevin Volland schrie seinen angestauten Frust in den fränkischen Abendhimmel. Soeben hatte der 33-Jährige die 1:0-Führung des TSV 1860 im Totopokal-Viertelfinale besorgt. Volland und Co. vermieden durch den 4:0-Erfolg in Aubstadt zwar den nächsten Tiefschlag, doch der ehemalige Nationalspieler hatte sich gewiss andere Ziele gesetzt, als mit Sechzig um den Klassenerhalt in der 3. Liga zu kämpfen.
Ein Grund für die vielen wackeligen 1860-Auftritte in dieser Saison: Zu selten bekommen die Löwen Volland ins Spiel eingebunden. Auf der Zehnerposition hängt der Linksfuß meistens in der Luft, reibt sich in vielen Zweikämpfen auf. Beispiel gefällig? Einen Scorerpunkt konnte Volland bislang alle 222 Minuten feiern. „Nur“ alle 148 Minuten sieht der Routinier hingegen eine Gelbe Karte. Eher die Werte eines Sechsers als die eines Zehners.
Klingt im ersten Moment widersprüchlich, aber kurioserweise könnte eine defensivere Rolle Vollands wieder für mehr Torgefahr im Löwenspiel sorgen. In Aubstadt nämlich wagte Coach Markus Kauczinski das Experiment, Thore Jacobsen als alleinigen Sechser aufzubieten. Vor dem Vize-Kapitän wirbelten David Philipp und Volland auf der Doppel-Acht, sammelten dort fleißig Ballkontakte und gaben den Takt vor. Dass sich Volland in defensiverer Rolle etwas wohler fühlt, ist kein Geheimnis.
Rückblende, 2. Spieltag: Die Löwen dominieren den heutigen Tabellendritten Osnabrück beim 3:1-Heimsieg über weite Strecken. Der beste Mann auf dem Feld: Volland. Er ist an nahezu jedem gefährlichen Angriff beteiligt, holt sich die Bälle tief ab und verzückt die Fans im Grünwalder Stadion mit seinen Pässen in die Tiefe. Nach der Partie meint Volland: „Ich habe etwas tiefer gespielt, hatte viel mehr Ballkontakte. So wie heute hat es mir natürlich gefallen. Wenn wir die Räume im Mittelfeld bekommen, haben wir auch die Qualität und Erfahrung, diese zu nutzen.“ Zweifelsohne: Eine ähnlich offensive Ausrichtung gegen Saarbrücken birgt auch Risiken.
Wird die erste Pressinglinie der Sechzger überspielt, läuft der Gegner im schlechtesten Fall ungehindert auf Jacobsen und die Dreierkette zu. Auch bei Regionalligist Aubstadt war dies der Fall, Jacobsen musste sich mit einem taktischen Foul behelfen, sah früh die Gelbe Karte. Doch wird Kauczinski gesehen haben, dass Volland als Quarterback den Löwen mehr geben kann als in den engen Räumen zwischen Mittelfeld und Angriff. Neue Rolle als Symbol für den Neuanfang? Es würde beiden guttun – Volland und 1860.MBU