Herzstück Kimmich

von Redaktion

DFB-Kapitän geht in losgelöstem Team voller „Kampfschweine“ voran

Kommt immer mehr in Schwung: Nick Woltemade (2.v.l.) bejubelt ein Tor mit Leon Goretzka (r.). © Svítok/dpa

Jubelfaust: Julian Nagelsmann. © Hartmann/AFP

Joshua Kimmich glänzt als Taktgeber und Motivator. © Mueller/Imago

Leipzig – Die Pizza wurde bereits wenige Minuten nach Abpfiff in die Kabine geliefert, wo sich die Nationalspieler bereits das eine oder andere Bier gönnten – und bei der Abfahrt wurde im Mannschaftsbus der Klassiker „Ich war noch niemals in New York“ von Udo Jürgens gespielt. Kurzum: Es herrschte ausgelassene Stimmung innerhalb des DFB-Trosses, nachdem die WM-Qualifikation mit dem 6:0 (4:0) gegen die Slowakei perfekt war.

Im riesigen Glücksgefühl sorgte Julian Nagelsmann mit seinem verbalen Ausflug auf den Bauernhof für Verwunderung und Gelächter. „Jeder Spieler hat heute ein extrem gutes Spiel gemacht und gearbeitet wie das rosafarbene Tier“, sagte der Bundestrainer. Dieser fabulös-metaphorische Satz dürfte im Sammelsurium der vielen passgenauen Aussagen des 38-Jährigen langfristig einen Spitzenrang einnehmen. Schweine, um das Tier beim Namen zu nennen, können eben richtig ackern – nachdem sie lange apathisch wirkend im Dreck gelegen haben.

Daran hatte auch Joshua Kimmich einen großen Anteil. Der Kapitän biss nach seiner Kapselverletzung im Sprunggelenk auf die Zähne und führte seine Mannschaft im entscheidenden Qualifikationsspiel aufs Feld. „Man könnte sich zurücklehnen und sagen: ‚Ich schaue, dass ich im Club wieder fit bin‘“, betonte Nagelsmann: „Aber er gibt für den Club alles und für die Nationalmannschaft und ist zu Recht unser Kapitän.“ Der 30-Jährige ist der unermüdliche Antreiber – auf als auch abseits des Platzes. Bestes Beispiel: Wenn Nick Woltemade – dem Kimmich mit einer gefühlvollen Flanke das 1:0 auflegte – für seinen neuen Arbeitgeber Newcastle United trifft, schickt ihm der DFB-Spielführer jedes Mal eine Whatsapp-Nachricht. „Ich schicke ihm immer das Fritzle-Maskottchen vom VfB, das dann am Tanzen ist“, scherzte Kimmich.

Die Erleichterung über die geglückte Turnierteilnahme war dem Münchner deutlich anzumerken: „Ich habe es den Jungs auch gesagt, die WM ist das Größte, was es gibt für einen Spieler in seiner Karriere, für sein Land eine Weltmeisterschaft spielen zu dürfen.“

Ob die Fähigkeiten auch auf dem Niveau der WM-Topfavoriten seien, wollte Nagelsmann nicht kommentieren. „Ich sage jetzt nicht, was ich gerade denke. Das ist so besser.“ Deutlich selbstbewusster äußerte sich beispielsweise Nico Schlotterbeck. „Wenn wir so spielen, ist es egal, ob der 46. der Weltrangliste kommt oder der Erste“, sagte die Abwehr-Säule, „dann können wir jeden Gegner schlagen. Wir wollen etwas erreichen. Ich will zur WM fahren, um das Ding zu gewinnen!“

Von der Beinahe-Blamage gegen Luxemburg (2:0) zum Titelanwärter in nur drei Tagen? Das ging Nagelsmann zu schnell. „Wir können nicht immer von Schwarz auf Weiß kippen in 90 Minuten“, sagte er und betonte: „Wir schauen auf die anderen, wenn wir sie vor der Brust haben, so lange müssen wir auf uns schauen.“ Wer da kommt, entscheidet sich bei der Auslosung am 5. Dezember, den ganzen harten Brocken geht das DFB-Team durch die Slowakei-Gala aber aus dem Weg.MANUEL BONKE

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