Münchner Kilometerfresser

von Redaktion

Bayerns Basketballer legen bis Jahresende 27 000 Kilometer zurück– Freitag in Vitoria

Von Antalya bis Rostock: Die 16 Stationen des heißen Jahresendspurts der Basketballer des FC Bayern und ihre Entfernung (Luftlinie) ins heimische München – der FCB umrundet in dieser Zeit die Erde zu zwei Drittel. © PMS

München – Immerhin der Auftakt am vergangenen Freitag fiel ja ganz freundlich aus. In Antalya konnten die Basketballer bei angenehmen 22 Grad rund um das Euroleague-Duell bei Efes Istanbul noch ein bisschen am türkischen Mittelmeer flanieren. „Vitamine tanken für die grauen Winterwochen“, wie Trainer Gordon Herbert das gerne nennt. Der Bayern-Coach, der diesmal selbst wegen der Nachwirkungen einer Corona-Infektion passen musste, hatte in der Vergangenheit schon einmal Anreisen in den sonnigen Süden einen Tag vorverlegen lassen, um seinen Profis ein paar Sonnenstunden zu ermöglichen.

Lücken, die allerdings zunehmend schwerer zu finden sind im immer aufgeblaseneren Alltag aus Spielen und Reisen durch BBL und Euroleague. Bis zu 100 Einsätze könnten die Münchner bis zum Saisonende im Juni hinter sich gebracht haben. Und die sind im Spielplan nicht unbedingt Athleten-freundlich verteilt. Mit dem Doppeltrip nach Antalya und Trier am vergangenen Wochenende starteten die Bayern in einen echten Reisewinter.

Von den 16 Partien bis zum Silvesterabend steigen nicht weniger als 13 auswärts. Das Nächste an diesem Freitag (20.30 Uhr) in Vitoria-Gasteiz in Nordspanien. Einzig gegen den MBC (7.12.), Hapoel Tel Aviv (23.12.) und Trier (28.12.) darf man sich in der Heimat versuchen. Was am Mittelmeer begann, endet an der Ostsee – am Silvesternachmittag in Rostock. Und nur selten sind die Trips so günstig getaktet wie in Bayerns „französischer Woche“, in der man zunächst in Lyon (17.12.) und dann im vergleichsweise nahen Monaco (19.12.) ran muss. Eine Woche zuvor macht man freitags in der Euroleague-Neuerwerbung Dubai Station, zwei Tage später folgt der BBL-Alltag in Oldenburg.

Wäre dieser heiße Jahresausklang eine Reise über 16 Stationen, dann würden die Bayern schon alleine rund 23 600 Kilometer sammeln. Berücksichtigt man den zu erwartenden tatsächlichen Verlauf mit Rück- und Weiterreisen, dann kommt der Münchner Basketballtross auf satte 27 000 Kilometer. Und damit übrigens ziemlich genau die Distanz, die Extremsportler Jonas Deichmann bei seinen 120 Ironman-Triathlons am Stück zurücklegte. Oder einfacher gesagt: Alleine für 16 ihrer bis zu 100 Saisonspiele unternehmen Vladimir Lucic & Co. also zwei Drittel einer Weltumrundung.

Immerhin: Die Bayern sind finanziell vergleichsweise gut gestellt. Der Deutsche Meister kann, um Reisestrapazen zu verringern, bei ungünstigen Flugplänen in der Regel auf Chartermaschinen zurückgreifen, die man meist in Manching besteigt. Am vergangenen Wochenende spendierte Gegner Efes Istanbul wegen der Verlegung des Spiels nach Antalya sogar die Anreise wie auch den Rückflug via Luxemburg nach Trier.

„Die Reisen bleiben noch mehr hängen als die Spiele selbst“, sagt Vladimir Lucic. Und es liegt in der Hand der Trainer, die Profis unbeschadet durch diese Phasen zu manövrieren. Knifflige Entscheidungen inklusive. So ließ Herber-Vertreter TJ Parker in Antalya die beiden Welt- und Europameister Andi Obst und Johannes Voigtmann außen vor. Weil man die beiden lieber bei vollen Kräften im kniffligen Pokalspiel in Trier an Bord haben wollte. Letzteres ging gut, in Antalya verlor man mit zwei Punkten. Parker nahm’s mit einem Schulterzucken: „Es ist einfach schwierig.“ P. REICHELT

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