ZUM TAGE

Ronaldo: Augen zu, Taschen auf!

von Redaktion

Abendessen mit bin Salman & Trump

Treffen sich Cristiano Ronaldo, US-Präsident Donald Trump und der saudische Kronprinz zum Abendessen. Nein, so beginnt dieses Mal kein Witz, sondern ist Ausdruck einer sich anbahnenden Machtverschiebung im Sport. Ein Dinner, bei dem sich sportliche Rekorde, Menschenrechtsverletzungen und rechte Ideologien die Hand gaben. Dass Mohamed bin Salman die Werbemarionette Ronaldo mit nach Washington, D.C. schleppte, hat eine hohe Aussagekraft. Der portugiesische Superstar ist seit 2023 so etwas wie der Sport-Außenminister des Königreichs. Ronaldo kickt für al-Nassr FC und wirbt auf Tourismusmessen und in einer groß anlegten Kampagne für Saudi-Arabien. „Ich kam für das, was ich liebe, aber ich bleibe für mehr“, heißt es auf seinem Instagram-Profil. Einmal übersetzt: Ich kam für Kohle und blieb für noch mehr Kohle.

Im Bereich Sportswashing, also durch den Sport das Image verbessern und von negativen Aspekten ablenken, spielt Saudi-Arabien längst Champions League. Die Formel 1, der Six Kings Slam beim Tennis, die LIV Golf Tour, dazu sollen die Asiatischen Winterspiele 2029 und die Fußball-Weltmeisterschaft 2034 im Wüstenstaat stattfinden. Also wer will Ronaldo da schon einen Vorwurf machen, wenn es bald die ganze Sportwelt Richtung Arabische Halbinsel zieht. Auch der Deutsche Fußball-Bund stimmte der WM in Saudi-Arabien (im Rahmen einer Blockvergabe der Turniere 2030 und 2034) zu. „Wir nehmen die Kritik am Bewerberland ernst und werden weiter im Austausch bleiben. Unser Ziel ist es, in den kommenden Jahren gemeinsam mit der FIFA auf eine Verbesserung der Situation hinzuwirken“, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Dieselben dahin gerotzten Worthülsen also wie vor der WM in Katar. Klar, die FIFA, die das Katar-Turnier als „vollständig klimaneutral“ belog, ist bekannt dafür, auf Verbesserungen hinzuwirken.

Amnesty International kritisierte, dass sich die Lage der Gastarbeiter in Katar ein Jahr nach der WM kaum verbessert hat. Aber das werden Neuendorf und FIFA-Präsident Gianni Infantino sicherlich noch genau beobachten.

Ob man es gutheißt oder eben nicht, Katar, Saudi-Arabien und Co. werden die Sportlandschaft in den kommenden Jahrzehnten maßgeblich mitbestimmen. Und nein, der Sport hat nicht die Aufgabe, geopolitische Probleme zu lösen. Aber er hat eine gigantische gesellschaftliche Strahlkraft. Und wenigstens die Heuchelei können sich die Funktionäre dann zukünftig doch bitte sparen. Dann lieber den Ronaldo machen: In die Kamera grinsen, Augen zu bei Menschenrechtsverletzungen und Taschen auf beim Geld aus der Wüste.

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