„Homogene Mannschaft, alle verstehen sich gut“: Auch weil es in der Kabine passt, wollte sich Philipp bei 1860 durchbeißen, wie er im Interview mit Marco Blanco Ucles verrät. © U. Wagner
Der beste David Philipp im Löwen-Trikot? Zumindest ist der ehemalige Kölner seit einem halben Jahr schmerzfrei. © IMAGO
Dreck gefressen: Wie vom Trainer gefordert gab David Philipp beim Totopokal-Sieg in Aubstadt alles. Sein morastbraues Trikot wird aktuell bei ama-lion.com versteigert. © Sampics
München – Am Sonntag endet die Auktion – das Höchstgebot für das legendär verdreckte Trikot von David Philipp (25) aus dem Aubstadt-Spiel steht bei 401 Euro. Es ist unübersehbar, dass der Ex-Kölner sich in seinem zweiten 1860-Jahr reinhängt, „Dreck frisst“, wie von Trainer Markus Kauczinski gefordert. Unser Interview mit dem aufstrebenden Achter.
Erleben wir aktuell den besten David Philipp, seitdem er bei 1860 München spielt?
Das müssen andere entscheiden. Ich bin nur froh, dass ich seit einem halben Jahr komplett schmerzfrei bin. Langsam bekomme ich diese Spielfreude und Agilität wieder. Ich weiß, was ich kann und dass noch weiter Luft nach oben ist.
Letzte Saison fielen Sie immer wieder mit kleineren Blessuren aus. Was haben Sie verändert?
Erst einmal will ich ein großes Lob an unsere medizinische Abteilung aussprechen, die macht einen super Job. Zusätzlich war ich letzte Saison nahezu jede Woche bei einem Arzt am Schliersee, zusammen haben wir an vielen Themen gearbeitet. Seit Saisonstart trage ich eine Zahnschiene, da die Zähne bei mir der Auslöser für die Schmerzen waren.
Die Zähne?
Ja, tatsächlich. Ich kann jetzt zwar nicht mit medizinischen Fachbegriffen um mich werfen, aber das ist bei mir tatsächlich ein Triggerpunkt. Das wird durch die Schiene gelindert.
Nach Ihrem schwierigen ersten Jahr verpflichtete der Verein im Sommer viele große Namen für die Offensive. Mussten Sie da erst einmal schlucken?
Es waren nicht nur die Verletzungen der Grund für die durchwachsene Saison. Ich bin auch nicht an mein Leistungsniveau gekommen, so ehrlich muss ich sein. Im Sommer wurde mir klar signalisiert, dass geballte Power auf mich zukommt und ich mich erst einmal hintenanstellen muss. Das habe ich akzeptiert und mir vorgenommen, in der Vorbereitung auf mich aufmerksam zu machen. Ich wusste, dass ich meine Chance bekomme, wenn ich Gas gebe. Deshalb bin ich mit meinem persönlichen Verlauf der letzten Wochen zufrieden, auch wenn die Ergebnisse nicht passten.
Kauczinski brachte Sie zuletzt dreimal von Beginn an. Wie wichtig ist es für Sie, das Vertrauen des Trainers zu spüren?
Na klar ist das wichtig. Das weiß jeder, der mal Fußball gespielt hat. Es findet viel im Kopf statt.
Sie haben manchmal den Eindruck gemacht, zu verbissen zu agieren, sobald Sie eine Chance erhalten haben. Korrekt?
Das haben Sie auf jeden Fall nicht falsch gesehen. Damit hatte ich zu kämpfen. Wenn ich Spiele von mir danach gesehen habe, habe ich nicht den David gesehen, den ich kenne. Das hat wahrscheinlich viel mit dem Kopf zu tun. Ich spreche da viel mit Freunden, mit Mitspielern. Aber am Ende musst du da selbst rauskommen und das gelingt mir aktuell.
In Aubstadt haben Sie erstmals auf der Doppel-Acht zusammen mit Kevin Volland agiert – und das durchaus vielversprechend. Ein Konzept für die Zukunft?
Ich habe hier schon auf mehreren Positionen gespielt, fühle mich aber im Zentrum auf jeden Fall am wohlsten. Ich habe mich sehr wohlgefühlt, gerade im Zusammenspiel mit Kevin Volland – ein überragender Fußballer.
Die ganze Mannschaft wirkt nicht gefestigt. Wie können Sie sich das erklären?
Wir sind richtig gut in die Saison gestartet, hatten das Gefühl, dass sich hier etwas entwickelt. Doch wir sind schnell auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Das Problem ist das ständige Auf und Ab. Wir schlagen zweimal den aktuellen Tabellenführer – und holen uns ein Debakel wie in Regensburg ab. Wir brauchen Konstanz. Die Qualität, jeden in der Liga zu schlagen, haben wir. Der Trainer hat das gut analysiert, wir wollen jetzt ein dauerhaft gutes Gesicht zeigen. Aber man darf nie vergessen, wie eng in dieser Liga alles beisammen ist. Mit einem Sieg kann man fünf Plätze nach oben klettern, mit einer Niederlage drei Ränge verlieren. Wichtig ist, dass es in der Kabine stimmt..
Bedeutet?
Es ist eine sehr homogene Mannschaft, wir verstehen uns gut. Das war auch einer der Gründe, warum ich mich im Sommer unbedingt hier durchsetzen wollte. Es wäre sehr schön, wenn sich diese Mannschaft über einen längeren Zeitraum finden kann.
„Oben mitspielen“ lautete das Saisonziel. Jetzt steht man nur knapp über den Abstiegsrängen. Das kann auch gefährlich werden…
Wir tun gut daran, kurzfristig zu denken. Wir müssen Intensität auf den Platz bekommen. Was am Ende dabei herumkommt, hat auch immer viel mit Flow-Zuständen zu tun. Die aktuelle Tabellensituation ist nicht ausschlaggebend. Wenn du jeden Spieltag auf die Tabelle guckst, machst du dich nur verrückt. Wir müssen uns auf das nächste Spiel fokussieren und unsere beste Leistung abrufen.
Jetzt kommt mit Saarbrücken ein großer Name ins Grünwalder Stadion, der allerdings ebenfalls kriselt…
Wir wissen um die Qualität von Saarbrücken, auch wenn sie aus einer wenig erfolgreichen Phase kommen. Das ist ein richtig guter Kader. Aber: Wir haben diese Saison im Grünwalder, bis auf eine Ausnahme (1:5 gegen Hoffenheim II; Red.), schon richtig schöne Momente gefeiert. Daran wollen wir anknüpfen, den nächsten Heimsieg feiern.
INTERVIEW: MARCO BLANCO UCLES