Lillehammer – Die Vorfreude auf die Rückkehr nach Norwegen hielt sich bei den deutschen Skispringern in Grenzen. „Ich habe sie zum Glück wenig gesehen“, sagte Andreas Wellinger mit Blick auf die umstrittenen norwegischen Vorflieger Marius Lindvik und Johann Andre Forfang, „aber ich will sie auch gar nicht sehen.“
Die beiden Norweger hatten in der Vorsaison ausgerechnet bei ihrer Heim-WM mit manipulierten Anzügen für einen gewaltigen Skandal gesorgt. Wenn die neue Saison nun am Freitag (16 Uhr/ARD) in Lillehammer mit dem Mixed-Wettbewerb ihren Anfang nimmt, könnten beide wieder dabei sein. Der deutsche Bundestrainer Stefan Horngacher findet es wenig nachvollziehbar: „Die Bestrafung war eher bescheiden.“ Lindvik, der sogar seinen WM-Titel behalten durfte, ätzte über die norwegische Presse zurück: „Diejenigen, die am lautesten schreien, sind diejenigen, die selbst am schlimmsten waren.“
Immerhin: Der Weltverband hat gewisse Konsequenzen gezogen. Die Materialkontrollen, vor allem die der Anzüge, werden deutlich verschärft. Ein Verarnungssystem inklusive. In der Praxis: Für das erste Vergehen gibt es gelb, beim zweiten droht die rote Karte. Und damit die Sperre für den nächsten Wettkampf. Wobei gesperrte Athleten von der betroffenen Mannschaft auch nicht ersetzt werden dürfen. Rund um die Szene wird bereits geraunt, dass sich die Felder im Verlauf dieses Winters mächtig ausdünnen könnten.
Dabei ist es ein Winter, der viele Highlights mit sich bringt. Die Vierschanzentournee, die Skiflug-WM in Oberstdorf und natürlich die Olympischen Spiele, die für die Springer in Predazzo steigen. Wobei zumindest Wellinger seine Wahl schon getroffen hat: „Olympiasieger war ich schon“, sagte der Ruhpoldinger, „den Tournee-Adler habe ich noch nicht.“ Na dann. RP