München – Es ist zwar auch in Cortina d‘Ampezzo inzwischen tiefster Winter – und trotzdem beherrscht das deutsche Skeleton-Team noch immer sommerliches Gemüt. Denn das Trainingscamp, das die Altheten und Athletinnen von Bundestrainer Christian Baude in Portugal absolviert haben, als es noch 30 und nicht minus ein Grad Celsius hatte, zeigt bis heute seine Nachwirkungen. „Das Team ist gut zusammengeschweißt“, sagt der Bundestrainer vor dem Weltcup-Start an diesem Freitag – und das ist doch vor dem Start in die olympische Saison schon mal eine gute Grundvoraussetzung.
Ab jetzt wird es also ernst – und es darf rückwärts gezählt werden. Über die Stationen Cortina, Innsbruck, Lillehammer, Sigulda, Winterberg, St. Moritz und Altenberg geht es in den olympischen Eiskanal, wo zwischen dem 6. und 22. Februar die Medaillen vergeben werden. Zweimal Gold und einmal Silber gab es vor vier Jahren in Peking, die Latte also liegt hoch. Vor allem für die beiden Gejagten – die Olympiasieger Hannah Neise (Winterberg) und Christopher Grotheer (BRC Thüringen), die ihre Titel freilich verteidigen wollen.
„Es ist natürlich jetzt eine ganz andere Situation als vor vier Jahren“, sagt Neise, die in China überraschend zu Gold gerast war. Wie ihre Kolleginnen Jacqueline Pfeifer (Hochsauerland), Susanne Kreher (Oberbärenburg) und Corinna Leipold (Königssee) ist die Gesamtweltcup-Dritte der vergangenen Saison bereits seit gut zwei Wochen in Cortina und hat sich den olympischen Eiskanal Schritt für Schritt erarbeitet. Grotheer sagt: „Es macht hier megaviel Spaß und ist ein sehr schönes Fahrgefühl.“ Und er spricht auch aus, was man von vielen Aktiven hört: „Die Bahn erinnert mich ein bisschen an Peking.“
Er selbst wird an diesem Wochenende aufgrund eines Muskelfaserrisses nur 80 Prozent belasten dürfen. Aber seine Kollegen Axel Jungk (Oberbärenburg), Felix Keisinger (Königssee) und Lukas Nydegger (Berchtesgaden) wollen Vollgas geben. Das müssen sie auch, denn die Ergebnisse bis Weihnachten sind für Chefcoach Baude maßgeblich für die Olympia-Qualifikation. „Ich möchte das Team an Heilig Abend stehen haben“, sagt er. Die, die dabei sind, werden dann auch in der neuen olympischen Disziplin – dem Mixed Team – an den Start gehen dürfen.
So oder so aber freut sich das Team schon auf alles, was Cortina bieten wird. Denn die Pasta, sagt Baude, „ist hier so gut, die könnte ich jeden Tag essen“. Italien geht halt immer. Im Sommer – und im Winter.H. RAIF